Der evangelische Theologe und frühere SPD-Politiker Richard Schröder hat dem Chef
der Stasi-Unterlagenbehörde, Roland Jahn, „erschütternde Ahnungslosigkeit“ vorgeworfen.
Jahn hatte in einem Interview die Bedeutung der Kirche bei der friedlichen Revolution
in der DDR 1989 angezweifelt. Schröder hingegen erklärte am Donnerstagabend in Berlin,
„Kerzen und Gebete“ hätten „tatsächlich eine entscheidende Rolle für die Herbstrevolution“
gespielt. Schröder hielt an der Berliner Humboldt-Universität die diesjährige „Berliner
Rede zur Religionspolitik“ der Theologischen Fakultät. Sie war zugleich die Festrede
zum 70. Geburtstag von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Darin beschrieb
er die seiner Ansicht nach besondere Rolle der evangelischen Kirche in der DDR im
Vergleich zu allen anderen kommunistischen Ländern des Ostens. Die Kirche habe nicht
„die Revolution gemacht“, dies sei auch nicht ihre Aufgabe gewesen. Wohl habe sie
aber „einen gewissen Ersatz für die fehlende Öffentlichkeit“ in der DDR bieten können.
Ohne diese kirchlichen Räume und ohne engagierte Christen wäre die Revolution nicht
denkbar gewesen.