Kapellari: Kirche soll in „prekärer Lage“ Kurs der Mitte halten
Der Grazer Bischof Egon Kapellari hat vor Priestern seiner Diözese seinen Wunsch nach
mehr Einheit in der Kirche bekundet. Er sei weiterhin nicht dazu bereit, „einen Weg
gegen Rom oder an Rom vorbei zu gehen", sagte Kapellari am Montag zur Eröffnung der
55. Pfarrerwoche. Die Kirche werde bestehen, „wenn wir wirklich zusammenstehen und
zusammenhalten". Zwar befinde sich die Kirche in Österreich – wie auch in Deutschland
- derzeit in einer „unbezweifelbar prekären Lage". Dies solle aber weder Anlass zur
Verzweiflung noch zu aktionistischem Reformeifer sein, so Kapellari vor den Pfarrern.
Die Kirche in Österreich habe „Ressourcen an Spiritualität und Theologie", aber auch
genügend motivierte Mitarbeiter, sodass sie angesichts heutiger Herausforderungen
auch „ohne Sonderwege“ weitergehen könne.
Unter anderem empfahl der Grazer
Bischof den Priestern mehr theologische Weiterbildung. Man bleibe als Pfarrer nur
dann in der Lage, seinen Dienst recht zu tun, wenn man auf der einen Seite die Glaubens-
und Lebenswelt der Menschen gut kenne, auf der anderen Seite aber auch theologisch
auskunftsfähig bleibe. Pfarrer müssten imstande sein, ihren Mitarbeitern wie auch
den Gemeinden „die Gründe dafür bekannter zu machen, warum der Papst und die Bischöfe
sogenannte heiße Eisen nicht einfach abkühlen können, obwohl ein großer Teil der öffentlichen
Meinung dies für vernünftig und geboten hält". Es gebe in der Kirche keinen „blinden
Gehorsam", aber es gebe gerade für Priester „eine Pflicht zu einem hochdifferenzierten
Umgang mit diesem Thema", so der Bischof.