„Herr Präsident,
liebe Freunde, ich komme in den Libanon als Pilger des Friedens, als Freund Gottes
und als Freund der Menschen. „Salaami o-tikum“ – „Meinen Frieden gebe ich euch“, sagt
Christus (Joh 14,27). Und hier in Ihrem Land komme ich heute auch gleichsam in alle
Länder des Nahen Ostens als Pilger des Friedens, als Freund Gottes und als Freund
aller Bewohner aller Länder der Region, welcher Herkunft und welchen Glaubens auch
immer sie sind. Auch zu ihnen sagt Christus: „Salaami o-tikum“.
Mit diesen
Worten auf dem Flughafen von Beirut begann Papst Benedikt XVI. seine 24. Auslandsreise,
die ihn in eine von Unruhe geprägte Situation führt. Syrien ist direkter Nachbar des
Libanon, über 100.000 Flüchtlinge von dort sind bereits in Beirut und Umgebung untergekommen.
Trotzdem will der Papst seine Reise nicht als rein politisch verstanden wissen.
„Ein
(...) Grund meines Besuchs ist die Unterzeichnung und die Übergabe des Nachsynodalen
Apostolischen Schreibens der Sonderversammlung der Bischofssynode für den Nahen Osten
Ecclesia in Medio Oriente. (...) Das Nachsynodale Apostolische Schreiben, das sich
an die ganze Welt richtet, bietet sich an, eine road map für die kommenden Jahre zu
sein.“
Und an die angereisten Vertreter der christlichen Kirchen und anderen
Religionsgemeinschaften gewandt, fügte der Papst hinzu:
„Es bedeutet mir
viel, mit großer Ehrerbietung auch die orthodoxen Patriarchen und Bischöfe, die gekommen
sind, um mich zu empfangen, und die Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften
im Libanon zu begrüßen. Ihre Anwesenheit, liebe Freunde, bringt die Wertschätzung
und die Zusammenarbeit zum Ausdruck, die Sie unter allen im gegenseitigen Respekt
zu fördern wünschen. Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen, und ich bin sicher, daß
Sie weiter nach Wegen der Einheit und der Eintracht suchen.“
Er vergesse
nicht die traurigen und schmerzlichen Ereignisse, die seit vielen Jahren den Libanon
heimgesucht hätten. Aber gerade dieses Land zeige, dass ein Zusammenleben in respektvollem
Dialog möglich sei.
„Sie und ich wissen, daß dieses Gleichgewicht, das überall
als Beispiel dargestellt wird, höchst labil ist. Gelegentlich droht es zu zerbrechen,
da es wie ein Bogen gespannt ist oder einem Druck unterliegt, der allzu oft parteiisch,
ja selbstsüchtig ist und der Harmonie und der libanesischen Sanftmut als etwas Fremdes
entgegensteht. Deswegen ist es notwendig, echte Mäßigung mit großer Weisheit zu üben.
Und die Vernunft muss über einseitige Leidenschaften obsiegen, um das Gemeinwohl aller
zu fördern. Hat nicht der große König Salomo, der Hiram, den König von Tyrus, kannte,
die Weisheit als die höchste Tugend angesehen? Darum hat er Gott inständig gebeten,
und Gott hat ihm ein weises und verständiges Herz geschenkt (1 Kön 3,9-12). Ich bin
glücklich, bei Ihnen allen zu sein. „Salaami o-tikum“. Gott segne Sie alle.”