Vatikanvertreter bei der UNO zur Religionsfreiheit in Pakistan
Die schlimmsten Gewalttaten gegen religiöse Minderheiten sind in Ländern mit Gesetzen
zu beobachten, die angeblich dem Schutz der Religion dienen sollten, die aber als
Waffe gegen Minderheiten genutzt würden. Das hat der Vatikanvertreter bei den Vereinten
Nationen, Erzbischof Silvano Maria Tomasi, jetzt mit Blick auf Pakistan bei einer
Konferenz zur Religionsfreiheit in Washington betont. Der Vatikanvertreter äußerte
sich in seiner Ansprache zum Fall der kleinen Rimsha, die zu einer Symbolfigur für
den Missbrauch des umstrittenen Blasphemiegesetztes in Pakistan geworden ist. Am kommenden
Montag befasst sich der Weltkirchenrat in Genf mit dem Thema.
Man lebe nach
wir vor in einer „Epoche der Märtyrer“, so der Erzbischof. Christen seien weltweit
die meistverfolgte Glaubensgemeinschaft: 80 Prozent aller religiös motivierten Gewalttaten
seien gegen Christen gerichtet. Analysten und Menschenrechtsaktivisten hätten auf
diese Tatsache reagiert und bezögen die Religionsfreiheit jetzt so intensiv wie nie
in ihre Betrachtungen mit ein, so der Erzbischof in seiner Rede. Zwar habe die Erklärung
der Menschenrechte Standards gesetzt. Aber Erklärungen seien nicht genug, viel zu
oft würden sie missinterpretiert oder sogar missbraucht, um Rechte religiöser Minderheit
anzugreifen.
Gleichzeitig mahnte Tomasi dazu, sich in den westlichen Ländern
nicht allzu sicher zu sein, dass die Religionsfreiheit unter allen Umständen gewahrt
sei: Gerade in diesen komme es vor, dass die Religion auf sehr kunstvolle Art und
Weise in das Privatleben verbannt werde. Durch verschiedene Rechtsmechanismen würde
die originäre Bedeutung der Religion ausgehöhlt, was zwangsläufig negative Folgen
für die Bildung, die Familie und das Versorgungssystem habe. Tomasi sprach vor zahlreichen
Zuhörern, die der Einladung der „Catholic University of America“ zur Konferenz gefolgt
waren.