Kardinal Koch: Aufruf „Ökumene jetzt" verkürzt Problemstellung
Der von prominenten deutschen Christen in der vergangenen Woche gestartete Aufruf
„Ökumene jetzt" verkürzt die tatsächlichen ökumenischen Probleme. Das sagte Kardinal
Kurt Koch, der Präsident des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, gegenüber
„Kathpress". Zwar sei der in dem Aufruf zum Ausdruck kommende Ökumene-Wunsch prinzipiell
zu begrüßen, man dürfe die Ökumene jedoch nicht nur auf politische Fragen beschränken.
Außerdem könne man das Problem der Kirchenspaltung nicht in Deutschland allein, und
auch nicht nur im Kontakt zwischen Katholiken und evangelischer Kirche lösen, so Koch.
Es bleibe „noch viel theologische Arbeit" zu tun.
Es sei verständlich, „dass
Politiker die Ursachen der Kirchenspaltung vor allem politisch sehen. Dabei unterschätzen
sie meiner Ansicht nach jedoch die theologischen Faktoren, die zur Kirchenspaltung
geführt haben - sowie die theologischen Faktoren, die aus der politischen Konstellation
nach der Spaltung provoziert worden sind", sagte Koch.
Als weitere Schwierigkeit
bewertet der vatikanische Ökumene-Minister, dass die Initiatoren nur die katholische
und evangelische Kirche im Blick hätten. „Aber die Ökumene ist auch in Deutschland
heute bedeutend vielfältiger"; man müsse daher diese gesamte Ökumene einbeziehen.
Den Blick nur auf die deutsche ökumenische Szene zu richten, sei eine „zu enge, allein
national orientierte Sicht". Man müsse berücksichtigen, „dass im Unterschied zur evangelischen
Kirche in Deutschland die Katholische Kirche eine Weltkirche ist und man deshalb die
Kirchenspaltung nicht allein in Deutschland überwinden kann." (kap 09.09.2012 gs)