Der Zentralausschuss des Weltkirchenrates tagt derzeit auf der griechischen Insel
Kreta. Die bis 5. September angesetzte Tagung findet auf Einladung des Ökumenischen
Patriarchats von Konstantinopel in der Orthodoxen Akademie von Kreta in Kolymbari
statt. Der Zentralausschuss ist das wichtigste Entscheidungsorgan des Weltkirchenrates
zwischen den Vollversammlungen. In Kreta absolviert er seine letzte Sitzung vor der
nächsten Vollversammlung des Weltkirchenrats im Herbst 2013 in der südkoreanischen
Millionenstadt Busan. Der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Olav Fykse Tveit, ging
in seinem Bericht vor allem auf die Situation der Christen im Nahen Osten und in Nordostafrika
ein. Diese dürften sich innerhalb der weltweiten Gemeinschaft der Kirchen nicht alleingelassen
fühlen, vor allem wenn sie den Eindruck hätten, dass die christliche Präsenz in der
Region bedroht sei.
Der Moderator des Zentralausschusses, der brasilianische
evangelische Pfarrer Walter Altmann, ging ausführlich auf das bevorstehende 50-Jahr-Jubiläum
des Zweiten Vatikanischen Konzils ein. Das Konzil sei für alle Christen bis heute
als eine „Quelle der Inspiration“ zu betrachten, weil es die bedeutendste Anstrengung
der grössten Kirche der Christenheit zur „Verheutigung“ ihrer Theologie und zur Erneuerung
ihrer Praxis darstelle. Im Einzelnen ging Altmann vor allem auf die dogmatischen Konstitutionen
des Zweiten Vatikanums über die Kirche - Lumen gentium - und über die Göttliche Offenbarung
- Dei Verbum - sowie auf das Ökumenismus-Dekret Unitatis Redintegratio ein. Er zeigte
auf, wie sehr die ökumenische biblische und theologische Forschung, auch die Diskussionen
in der Weltkirchenrats-Kommission für Glaube und Kirchenverfassung, die Entstehung
der Konzilsdokumente beeinflusst hatte.