Mit großer Spannung
wird im Rahmen des jährlichen Schülerkreistreffens auch Papst Benedikts Rückschau
auf das vergangene Jahr erwartet. Diesen Bericht, den der Papst zu den letzten Entwicklungen
im Vatikan und auch aus der Weltkirche abgibt, bekommen die Schüler hinter verschlossenen
Türen zu hören. Pater Stephan Horn, der Sprecher des Schülerkreises, war aber bereit,
uns ein paar Einzelheiten aus dem Gespräch mit dem Papst erzählen.
„Er hat
natürlich, wie er das gerne tut, über seine Reisen berichtet. Er hat zum Beispiel
über die Reise nach Benin und die Glaubensfreude, die dort spürbar war, gesprochen.
Er hat auch über den Besuch in Mexiko und Kuba erzählt. In Mexiko ist ihm natürlich
besonders stark die Begegnung mit der Jugend im Gedächtnis geblieben. Etwa auf der
Fahrt nach León, wo eine wichtige Begegnung gewesen ist – die Menschen sind über Kilometer
hinweg an der Straße gestanden und vielerorts auch gekniet. Das heißt, dass man nicht
etwas Oberflächliches gesucht hat und dass man auch nicht ihn als Person gesucht hat,
sondern ihn als Stellvertreter Christi angenommen hat. Das ist für ihn schon sehr
eindrucksvoll gewesen.“
Die Einigung mit den Piusbrüdern sei bei seinem
Bericht kein Thema gewesen, so der Pater. Aber über ein anderes, mit Spannung erwartetes
Thema habe sich der Papst am Rande geäußert: den als „Vatileaks“ bekannt gewordenen
Dokumentenschwund aus dem Vatikan, für den der ehemalige Kammerdiener, also ein einstmals
enger Vertrauter des Papstes, vor Gericht steht. Pater Horn:
„Wir haben
den Eindruck, dass er in einer großen inneren Ruhe lebt und wenn diese Turbulenzen
auch dagewesen sind, haben sie ihn offenbar nicht so getroffen, dass er nun fragiler
wirken würde. Er arbeitet vielmehr wie immer und auch wenn es sicherlich belastend
für ihn gewesen ist, hat ihn dieses Vorkommnis nicht aus der Bahn geworfen. Man hat
den Eindruck, dass er die gleiche innere Kraft auch weiterhin hat, auch wenn das mit
manchen Enttäuschungen verbunden gewesen sein muss.“
Noch etwas konnte
uns der Pater eröffnen: das Thema des nächsten Schülerkreises.
„Die Gottesfrage
und die Säkularisierung. Der Heilige Vater ist sich dessen bewusst, dass diese Frage
heute besonders wichtig ist, und deshalb hat er dieses Thema unter mehreren Vorschlägen
ausgewählt.“
Der Schülerkreis zieht seine Kraft auch aus der ständigen
Diskussion und dem offenen intellektuellen Austausch der unterschiedlichen Mitglieder.
Der traditionelle Schülerkreis hat sich im Jahr 2008 selbst eine Verjüngungskur verpasst,
indem er vielversprechende junge Theologinnen und Theologen aufgenommen hat. Die beiden
Schülerkreise arbeiten zwar getrennt, kommen aber öfter zu gemeinsamen Gesprächen
und Messfeiern zusammen. Manuel Schlögl ist seit 2009 dabei.
„Die Idee
des neuen Schülerkreises Joseph Ratzinger-Papst Benedikt XVI. geht zurück auf die
Initiative seiner früheren Schüler an verschiedenen deutschen Universitäten, die sich
mit ihrem früheren akademischen Lehrer, auch als er schon Kardinal und dann Papst
geworden war, einmal im Jahr getroffen haben. Es ist eine Frage des Alters, aber auch
der theologischen Ausrichtung gewesen, warum sie dann jüngere Theologen und Theologinnen
dazu holen wollten. Die ersten Mitglieder im neuen Schülerkreis wurden dann 2008 nach
Castel Gandolfo eingeladen. Sie waren Assistenten an der Universität München und haben
gemeinsam ein Buch geschrieben, waren also dadurch schon verbunden. In den letzten
Jahren wurden dann durch Auswahlgespräche neue Mitglieder dazu gewonnen, die sich
in ihrer theologischen Arbeit mit dem Werk Joseph Ratzingers auseinander gesetzt haben.
Derzeit sind wir 27 Mitglieder im jungen Schülerkreis, wir stammen aus verschiedenen
Ländern, vor allem aus deutschsprachigen aber genauso aus den USA, Südamerika, Spanien,
Frankreich, auch ein afrikanischer Theologe ist dabei, so dass wir auch die Idee,
die im Schülerkreis Joseph Ratzingers herrschte, möglichst breit angelegt unsere Themen
auch im Austausch mit anderen Ländern und Strömungen zu entwickeln, auch im neuen
Schülerkreis aufrecht erhalten haben.“