2012-09-01 14:43:49

Kardinal Ravasi: Martini und die Lampe des Wortes


RealAudioMP3 Der vatikanische „Kulturminister“ Kardinal Gianfranco Ravasi war als Bibelwissenschaftler seinerzeit Schüler von Kardinal Carlo Maria Martini; heute leitet Ravasi mit dem „Vorhof der Völker“ eine ähnliche Dialoginitiative mit den Nichtglaubenden wie damals Martini. Ravasi würdigt den verstorbenen Mailänder Kardinal im Gespräch mit uns als einen Mann, dessen Blick immer auch auf das gerichtet war, „was jenseits der Grenzen liegt".

„Seine Funktion war quasi die des Propheten, wenn Prophet an sich jemand ist, der, verwurzelt in der Geschichte, die Spannungen erahnt. Manchmal wurde der Vorwurf laut, Kardinal Martini habe Dinge gesagt, die mit dem Lehramt im Widerspruch standen, etwa über Bioethik. In Wirklichkeit hatte er einen eisernen, einen auf Fels gebauten Glauben; einen Glauben, der aber auch extrem sensibel war für die Tatsache, dass die Gesichter der Wirklichkeit viele andere Facetten haben, die eben auch berücksichtigt werden müssen. In diesem Licht kann man wohl sagen, sein Blick ging über Grenzen hinaus.“

Noch in mindestens einem anderen Punkt gibt es eine große Übereinstimmung zwischen Ravasi und Martini: Beide haben vielbeachtete Bibelauslegungen und Schriftmeditationen gehalten. Ravasi über Martini:

„Er hatte immer die Fähigkeit, von der Wirklichkeit auszugehen und während des Gehens in der Zeit auf die Ewigkeit zu schauen, und dort leuchtete immer die Lampe des Wortes. Papst Benedikt selbst erinnerte mehrmals an die von Kardinal Martini geleiteten Bibelmeditationen im Dom von Mailand, die dann aussstrahlten in die Pfarreien und Gemeinden dieser riesigen Diözese. Diese Bibelmeditationen waren grundlegend, weniger weil Martini Bibelwissenschaftler war, sondern weil er fähig war, nicht bloß über die Bibel zu sprechen, sondern gewissermaßen „die Bibel zu sprechen“. Viele seiner Bücher sind so entstanden, sie waren Früchte seines Sprechens.“

(rv 01.09.2012 gs)








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