2012-08-28 15:18:10

Syrien: Vor allem Kinder sind Leidtragende des Krieges


RealAudioMP3 Syrien bleibt weiterhin Schauplatz fortdauernder Kampfhandlungen, die Situation im Land verschlechtert sich zusehends. Auch Kircheneinrichtungen sind nicht mehr sicher, so wurde erst in den vergangenen Tagen die Residenz des Erzbischofs von Aleppo, Jean-Clément Jeanbart, geplündert. Die Lateinische Bischofskonferenz der Region hat dem Apostolischen Vikar in Aleppo, Giuseppe Nazzaro, an diesem Dienstag in einer Mitteilung ihre Solidarität versichert. In der Erklärung zeigen sich die Bischöfe besorgt darüber, dass die Nachrichten aus der Region immer mehr einem „Kriegstagebuch“ ähnelten. Sie verurteilen die Gewalt, die vermehrt auch Christen und kirchliche Strukturen betreffe, und laden den Vikar ein, an der nächsten Sitzung der Lateinischen Bischofskonferenz teilzunehmen, um seine Eindrücke zu schildern und nach Lösungen zu suchen. Internationale Hilfswerke bündeln unterdessen ihre Kräfte, um ausreichend Hilfe in die notleidende Region zu bringen, und lassen sich von der lebensgefährlichen Situation vor Ort nicht abschrecken. Francesco Rocca, Sonderkommissar des Italienischen Roten Kreuzes, hält sich in diesen Tagen in Damaskus auf, um 350.000 Euro an Geldmitteln an den Roten Halbmond für wichtige Soforthilfe für die Bevölkerung zu übergeben. Im Interview mit Radio Vatikan erklärt er:

„Die Sicherheitslage ist extrem wandelbar, man kann sich plötzlich und unerwartet in einer Kampfzone befinden, obwohl alles ruhig ausgesehen hat. Die Hilfswerke arbeiten dennoch weiter; der Rote Halbmond hat bereits sechs Freiwillige zu betrauern und dennoch verrichten sie weiterhin ihre Arbeit, auch in Daraya, wo es kürzlich zu Kämpfen kam, und in anderen Kampfgebieten. Die Arbeit vor Ort unterliegt aber natürlich strengen Sicherheitsrichtlinien.“

Die Geldmittel, die das italienische Rote Kreuz zur Verfügung stellen konnte, so Rocca, seien nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dennoch wolle man die Zusammenarbeit mit dem Roten Halbmond vor allem in den Gebieten verstärken, in denen sich die Flüchtlinge und Vertriebenen aufhalten, die ein enormes Bedürfnis nach Hilfe hätten. Dabei sei es wichtig, dass die Medien in ihrer Aufmerksamkeit für die Lage in der Region nicht nachlassen, denn:

„Man spricht nur von den politischen Zusammenhängen und vergisst in diesem Moment, dass es den Schätzungen zufolge mehr als eineinhalb Millionen Vertriebene gibt. Wir sprechen über extrem hohe Zahlen, über die wir aber zu wenig sprechen. Für uns ist es wichtig, uns auf die Notwendigkeiten der Menschen zu konzentrieren und den Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Dies ist die unmittelbare Bedingung dafür, auch korrekte Informationen zu liefern.“

In der Zwischenzeit lässt Teheran verlauten, dass Syriens Präsident Baschar al-Assad in Kürze die syrische Opposition treffen wolle. Diese Worte kommen vom Präsidenten der Auslandskommission des iranischen Parlaments, der an diesem Montag Syrien besucht hat und die Bereitschaft seiner Regierung wiederholte, Friedensverhandlungen auf iranischem Boden durchzuführen. Angesichts der sich verschlechternden Situation verlassen jedoch auch immer mehr Familien mit Kindern Syrien und flüchten in die Nachbarländer, die dem Ansturm der Hilfsbedürftigen alleine nicht mehr Herr werden. Laut Angaben von UNICEF sind alleine am vergangenen Wochenende in einer Nacht über 2.000 Menschen über die jordanisch-syrische Grenze ins Flüchtlingscamp Zaatari geflohen, wo nun 17.000 Menschen lebten - die Hälfte davon sind Kinder.

"Wir rechnen mit einem Anstieg auf 70.000 Menschen im Flüchtlingscamp Zaatari bis Ende des Jahres", sagte die Leiterin des UN-Kinderhilfswerks in Jordanien, Dominique Hyde, am Montag in Köln. "Wir müssen jetzt schnell handeln, denn die Kinder leiden am härtesten." Für den Ausbau seiner Hilfen brauche UNICEF dringend Spenden.

Vor allem Kinder litten in dem Lager unter sengender Hitze und häufigen Sandstürmen. Ein Schwerpunkt der Hilfe liege deshalb auf der Versorgung mit Wasser, Sanitäranlagen und Impfstoffen gegen die wachsende Krankheitsgefahr. Dringend erforderlich sind laut Angaben auch psychosoziale Hilfen für traumatisierte Kinder, die vor Gewalt fliehen mussten. Eine weitere Herausforderung sei die Versorgung unbegleiteter Kinder, so Hyde.

UNICEF leistet nach eigenen Angaben Nothilfe für vom Bürgerkrieg betroffene Kinder in Syrien sowie den Nachbarländern Jordanien, Libanon, Türkei und Irak. Nach UN-Schätzungen sind mittlerweile insgesamt 1,2 Millionen Syrer auf der Flucht, rund 600.000 davon Kinder und Jugendliche.

(rv/domradio 28.08.2012 cs)








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