Ständige Lebensgefahr
und keine wirtschaftlichen Perspektive – das sind die Hauptgründe für den Exodus der
Christen aus dem Irak. Von den einstmals eineinhalb Millionen Christen in dem Land
sind heute, gut zehn Jahre nach Kriegsbeginn, nur noch weniger als ein Drittel übrig
geblieben. Tödliche Anschläge, die Sprengung von Kirchen und Entführungen setzen ihnen
zu, an einen religiösen, wirtschaftlichen oder kulturellen Alltag ist nicht zu denken.
Wie kann eine Zukunft für das Christentum im Irak aussehen? Darüber beraten in dieser
Woche in Aachen Bischöfe und Hilfswerke. Harald Suermann, Direktor des Missionswissenschaftlichen
Institutes in Aachen, umreißt im Interview mit dem Kölner Domradio das Ziel der hochkarätig
besetzten Konferenz:
„Wir möchten gerne mit den Vertretern der irakischen
Christen eine Perspektive entwickeln, wie man die Lage so verbessern kann, dass die
Leute eine Zukunft im Irak sehen und sagen: Hier bleibe ich, hier möchte ich mit meinen
muslimischen Mitbrüdern leben und eine Zukunft für meine Kinder haben.“
Mit
landwirtschaftlichen und Bildungsprojekten versucht missio im Irak Perspektiven vor
allem für junge Iraker zu schaffen. So baue man derzeit in Bagdad ein Dokumentations-
und Medienzentrum zum Christentum auf, weiter versuche man das politisch-gesellschaftliche
Engagement zu fördern, erzählt Suermann. Unabdinglich für eine Zukunft der Christen
im Irak sind seiner Meinung nach…
„…politisch stabile Verhältnisse und eine
bessere Sicherheitslage. Dazu können wir über die Politik hier in Deutschland vielleicht
einiges erreichen, das wäre die erste Sache. Zweitens braucht es wirtschaftlichen
Aufschwung und Möglichkeiten für eine Wirtschaft, die nicht nur vom Öl abhängt. Und
da ist vielleicht der eine oder andere Deutsche gefragt, der bereit wäre, im Irak
zu investieren.“
Auf dem Aachener Treffen will missio mit katholischen
Kirchenvertretern aus dem Irak auch ein gemeinsames Organisationsbüro in Arbil planen.
Anders als Bagdad, Mossul oder Kirkuk gilt die Hauptstadt der kurdischen Autonomieregion
im Nordirak für Christen als relativ sicher, viele Christen aus den arabischen Landesteilen
fanden dort Zuflucht. Das geplante Hilfsbüro soll pastorale und Entwicklungshilfeprojekte
koordinieren. Auf der missio-Konferenz beraten neben Vertretern von missio, Misereor,
Caritas International, Kirche in Not und dem Kindermissionswerk irakische Kirchenvertreter
aus Bagdad, Mossul (der chaldäische und der syrisch-katholische Erzbischof) und Arbil.