Krätzl: Zentrale Konzilsanliegen müssen noch eingelöst werden
Auf noch nicht eingelöste Reformanliegen des vor 50 Jahren eröffneten Konzils hat
Weihbischof Helmut Krätzl hingewiesen. Der emeritierte Wiener Weihbischof ist einer
der letzten lebenden deutschsprachigen Augenzeugen der damaligen Beratungen. Während
einige Theologen - darunter der "Ratzinger-Schüler" Wolfgang Beinert - ein Drittes
Vatikanisches Konzil fordern, um eine Kirchenreform zustande zu bringen, sieht das
Krätzl anders. „Das Zweite Vatikanische Konzil ist noch nicht ausgeschöpft, es gibt
ungehobenes Potenzial", sagte der Weihbischof in Rabenstein. Dabei erwähnte Krätzl
die Inkulturation der Liturgie, eine Ausweitung der gegenseitigen ökumenischen Anerkennung
von zentralen kirchlichen Handlungen in den unterschiedlichen Kirchen sowie Änderungen
im Eherecht. Ein neues Konzil wünsche er jetzt nicht: „Ich fürchte, dass dort aufgrund
der Mehrheitsverhältnisse die Errungenschaften des letzten Konzils korrigiert werden“,
so Weihbischof Krätzl wörtlich. Der heute Achtzigjährige hatte 1962 bis 1965 als junger
Priester im Dienst Kardinal Franz Königs in der Konzilsaula des Petersdoms als Stenograph
die Diskussionen verfolgt.