Er heißt Izzeldin
Abuelaish und ist Palästinenser aus dem Gaza-Streifen. Und er hat trotzdem als erster
Palästinenser eine leitende Stellung in einem israelischen Krankenhaus angetreten.
„Du sollst nicht hassen“ heißt sein Buch, das zu einem internationalen Bestseller
geworden ist. Er kämpft dafür, dass seine Landsleute in Gaza eine Perspektive bekommen
und dass sie sich auf eine Versöhnung mit Israel einlassen.
„Ich bin in
den Flüchtlingslagern von Gaza geboren worden und aufgewachsen. Und ich habe mein
ganzes Leben lang versucht, etwas für die anderen aufzubauen. Ich wollte, dass meine
Kinder als Menschen aufwachsen, und habe sie dazu erzogen, sich menschlich zu benehmen.
Dass ich als Arzt in einem israelischen Krankenhaus arbeite, hängt damit zusamen,
dass die Medizin keine Barrieren oder Grenzen kennt: Vor der Medizin sind wir alle
gleich, sie dient allen Menschen, allen Völkern.“
Dabei hat Abuelaish manches
erlebt, was seinen Glauben an das Gute im Menschen erschüttert haben dürfte. Vor allem
Anfang 2009, während der letzten israelischen Militäroffensive im Gaza-Streifen.
„Am
16. Januar 2009 wurden meine drei Töchter und eine Nichte von einem israelischen Panzer
getötet. Dieser so genannte Krieg von Gaza war eine Verrücktheit, solche militärische
Gewalt führt niemals zu etwas Gutem. Meine Töchter und die Nichte hatten nichts Böses
getan, es gab überhaupt keinen Grund, sie zu töten. Was mich wütend macht, ist, dass
keiner versucht, aus einer solchen Tragödie zu lernen und daraus etwas Positives entstehen
zu lassen. Und das habe ich mir vorgenommen – ich habe es vor Gott geschworen, ich
werde alles tun, um aus dem Drama Gutes entstehen zu lassen. Frieden ist Handeln!“
Doktor
Abuelaish hat eine Stiftung gegründet: „Daughters for life“, zu deutsch „Töchter für
das Leben“. Um seinen Hass zu überwinden, hat ihm, so sagt er, vor allem sein Glaube
geholfen. „Und dann meine Lebenserfahrung, meine Ausbildung und mein Beruf.“ Seine
für einen Palästinenser außergewöhnliche Stellung in einem israelischen Krankenhaus
macht ihn „sehr stolz“:
„Als ich 1991 während der ersten Intifada in einem
israelischen Krankenhaus als Arzt arbeitete, sahen die Israelis in den Palästinensern
nur eine Art Hilfskräfte. Ich wollte, dass sie diese Mentalität ändern, dass sie das
menschliche Antlitz ihrer Nächsten wahrnehmen, dass sie ihre Nächsten kennenlernen!
Damals habe ich verstanden, dass die Medizin ein starker Motor für menschliche Beziehungen
ist; daran glaube ich zutiefst.“