2012-08-25 13:05:29

Grenzgänger aus Gaza


RealAudioMP3 Er heißt Izzeldin Abuelaish und ist Palästinenser aus dem Gaza-Streifen. Und er hat trotzdem als erster Palästinenser eine leitende Stellung in einem israelischen Krankenhaus angetreten. „Du sollst nicht hassen“ heißt sein Buch, das zu einem internationalen Bestseller geworden ist. Er kämpft dafür, dass seine Landsleute in Gaza eine Perspektive bekommen und dass sie sich auf eine Versöhnung mit Israel einlassen.

„Ich bin in den Flüchtlingslagern von Gaza geboren worden und aufgewachsen. Und ich habe mein ganzes Leben lang versucht, etwas für die anderen aufzubauen. Ich wollte, dass meine Kinder als Menschen aufwachsen, und habe sie dazu erzogen, sich menschlich zu benehmen. Dass ich als Arzt in einem israelischen Krankenhaus arbeite, hängt damit zusamen, dass die Medizin keine Barrieren oder Grenzen kennt: Vor der Medizin sind wir alle gleich, sie dient allen Menschen, allen Völkern.“

Dabei hat Abuelaish manches erlebt, was seinen Glauben an das Gute im Menschen erschüttert haben dürfte. Vor allem Anfang 2009, während der letzten israelischen Militäroffensive im Gaza-Streifen.

„Am 16. Januar 2009 wurden meine drei Töchter und eine Nichte von einem israelischen Panzer getötet. Dieser so genannte Krieg von Gaza war eine Verrücktheit, solche militärische Gewalt führt niemals zu etwas Gutem. Meine Töchter und die Nichte hatten nichts Böses getan, es gab überhaupt keinen Grund, sie zu töten. Was mich wütend macht, ist, dass keiner versucht, aus einer solchen Tragödie zu lernen und daraus etwas Positives entstehen zu lassen. Und das habe ich mir vorgenommen – ich habe es vor Gott geschworen, ich werde alles tun, um aus dem Drama Gutes entstehen zu lassen. Frieden ist Handeln!“

Doktor Abuelaish hat eine Stiftung gegründet: „Daughters for life“, zu deutsch „Töchter für das Leben“. Um seinen Hass zu überwinden, hat ihm, so sagt er, vor allem sein Glaube geholfen. „Und dann meine Lebenserfahrung, meine Ausbildung und mein Beruf.“ Seine für einen Palästinenser außergewöhnliche Stellung in einem israelischen Krankenhaus macht ihn „sehr stolz“:

„Als ich 1991 während der ersten Intifada in einem israelischen Krankenhaus als Arzt arbeitete, sahen die Israelis in den Palästinensern nur eine Art Hilfskräfte. Ich wollte, dass sie diese Mentalität ändern, dass sie das menschliche Antlitz ihrer Nächsten wahrnehmen, dass sie ihre Nächsten kennenlernen! Damals habe ich verstanden, dass die Medizin ein starker Motor für menschliche Beziehungen ist; daran glaube ich zutiefst.“

(rv 25.08.2012 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.