Buchbesprechung: Gelbe Karte! Ethische Fragen an den Sport (Heeg/Lücke)
Autor:
Dietmar Heeg/Oliver Lücke [Hg.] Titel: Gelbe Karte! Ethische Fragen
an den Sport Verlag: Butzon & Bercker Preis: 16,95
Euro
Rezensiert durch Christine Seuß, Radio Vatikan, am 25.08.2012
Höher,
schneller, weiter: Die Vorgaben, die der moderne Leistungssport seinen Athleten macht,
sind entwaffnend in ihrer Einfachheit. Sportverbände und Funktionäre, aber auch staatliche
Geldgeber erwarten sportliche Leistung, die Investitionen lohnenswert macht – das
haben nicht zuletzt die Medaillen-Zielvorgaben, die die Sportverbände im Zug der letzten
Olympischen Spiele unterzeichnen mussten, deutlich gemacht. Doch wie weit kann und
darf man für diese Leistungen gehen? Erst vor Kurzem musste der italienische Sportler
Alex Schwazer die Olympischen Spiele wegen Dopings verlassen. Dem legendären Radprofi
Lance Armstrong werden wohl wegen des gleichen Delikts seine sieben Tour de France-Titel
rückwirkend aberkannt. Aber auch Absprachen, Bestechung und die unerlaubte Beteiligung
an Sportwetten werden in den letzten Monaten verstärkt aufgedeckt. Wer offen über
derartige Praktiken spricht, gilt schnell als Nestbeschmutzer, der dem Ansehen des
Sports und seiner Athleten schade. Abschrecken lassen haben sich davon der katholische
Sportpfarrer Dietmar Heeg und der Ex-Fechtmeister Oliver Lücke nicht. In ihrem Sammelband
„Gelbe Karte! Ethische Fragen an den Sport“ werden genau diese unbequemen Fragen beleuchtet
– und zwar von ehemaligen oder aktiven Spitzensportlern, aber auch von Persönlichkeiten
wie Bischof Josef Clemens, Sekretär des Päpstlichen Laienrats, dem die vatikanische
„Sportabteilung“ unterliegt. Schonungslos benennen die Autoren Missstände in der Welt
des Sports, die oft unter den Tisch fallen, wie Homophobie (Beitrag von Imke Duplitzer),
Zwangsdoping (Ines Geipel) und Bestechung (Sylvia Schenk). Die Homogenität des Buches
mag unter den verschiedenen Blickwinkeln etwas leiden. Dennoch zieht sich die Zuneigung
aller Autoren zum Sport wie ein roter Faden durch die Aufsätze. Sie rügt den blinden
Medaillen- und Fitnesswahn und erinnert an die Motivation eines jeden „echten“ Sportlers:
die Lust an der Bewegung und den Spaß am fairen Wettkampf. Wenn Sport so verstanden
wird, bleibt er über jeden Verdacht erhaben und kann wertvoller Beitrag für die physische
und soziale Entwicklung sein. „Gelbe Karte! Ethische Fragen an den Sport“ ist eine
lesenswerte, informative und kritische Ergänzung zur aktuellen Diskussion über Dopingsünden
und Bestechungsskandale.