Professor aus Kairo: „Diktatur ist Hauptbedrohung für Religionsfreiheit“
Der Arabische Frühling,
der Aufwind für den politischen Islam und - Kehrseite der Medaille - der Schutz religiöser
Minderheiten sind die Themen, die momentan im bekannten italienischen Badeort Rimini
diskutiert werden. Das jährliche Rimini Meeting, das von der katholischen Laienorganisation
Communione e Liberazione organisiert wird, erlebt die Teilnahme Tausender religiöser,
politischer und gesellschaftlicher Autoritäten aus der ganzen Welt. Unter ihnen ist
auch Wael Farouq. Er ist Muslim und Professor an der American University of Cairo.
In Rimini sprach er über die Auswirkungen des Arabischen Frühlings auf die religiösen
Minderheiten.
„Ich glaube, dass der schlimmste Feind für die Religionsfreiheit,
und sogar für die Religion selbst, Stereotypen sind. In Ägypten beispielsweise kann
man Muslime treffen, aber auch Christen, die schlicht sagen: ,Ich hasse Christen´
oder ,ich hasse Muslime´, aber wenn man einen von ihnen nach einem Beispiel für jemanden
aus der gehassten Gruppe fragt, nach einem konkreten Namen, dann sagen sie nichts.
Das größte Problem und die größte Bedrohung für Religionsfreiheit sind die Stereotypen,
die den Hass unter den Völkern dieser Welt schüren.“
Dabei würden die konfessionsgebundenen
Spannungen von den Regierungen oft auch bewusst in Kauf genommen, wenn nicht sogar
geschürt, weil sie sich davon einen eigenen Vorteil versprächen, so der Professor:
„In
den meisten Ländern der islamischen Welt gibt es eine tiefe Kluft zwischen den Regierungen
und der Bevölkerung, weil die Regierungen meistens von starken konfessionsgebundenen
Spannungen profitieren”, erklärt er. „In Ägypten zum Beispiel geht mit jedem
wichtigen politischen Ereignis ein Angriff auf eine Kirche einher, und das lenkt die
Menschen in der Regel davon ab, was gerade auf dem politischen Parkett geschieht.
Deshalb sind meiner Meinung nach die Diktaturen im Nahen Osten keinesfalls die Beschützer
von religiösen Minderheiten. Sie sind die Hauptbedrohung!”