Den Besuch des Moskauer
Patriarchen Kyrill I. in Polen wertet Erzbischof Alfons Nossol als „neuen, starken
Akzent“ in der Beziehung zwischen russisch-orthodoxer und katholischer Kirche. Das
Treffen könne dazu führen, dass sich das Verhältnis auf „höchster Ebene“ verbessert.
Es bestehe nun die Hoffnung, dass Patriarch Kyrill I. gewillt sei, mit Papst Benedikt
XVI. zusammenzukommen. Das sagte der frühere Bischof von Opole, zu deutsch Oppeln,
im Münchner Kirchenradio.
„In den vergangenen dreißig Jahren hat es manche
Annäherung zwischen russisch-orthodoxer und katholischer Kirche gegeben. Vieles ist
erreicht worden, aber zum großen Durchbruch ist es noch nicht gekommen. Die Zusammenkunft
von Kyrill I. mit der Polnischen Bischofskonferenz war ein großartiges Ereignis und
ein Neubeginn. Die beiden Kirchen sind damit Vorreiter in der Aussöhnung zwischen
Russen und Polen. Ohne Versöhnung gibt es keine friedvolle Zukunft und kein nachbarschaftliches
Zusammenleben!“
Am vergangenen Freitag hatte Kyrill I. als Oberhaupt der
russisch-orthodoxen Kirche gemeinsam mit Erzbischof Jozef Michalik, dem Vorsitzenden
der Polnischen Bischofskonferenz, eine als historisch bewertete Versöhnungserklärung
unterschrieben. Beide Völker werden darin aufgerufen, sich gegenseitig zugefügtes
Leid und Unrecht zu vergeben. Die polnisch-russischen Beziehungen sind unter anderem
wegen der Rolle der Sowjetunion zu Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Ermordung
polnischer Kriegsgefangener bis heute belastet. Russische Historiker wiederum machen
Warschau für den Tod Tausender sowjetischer Kriegsgefangener während des polnisch-sowjetischen
Kriegs Anfang der 1920er Jahre verantwortlich.
Erzbischof Alfons Nossol wurde
1932 in Oberschlesien geboren und wuchs im damals deutschsprachigen Oppeln auf. Von
1977 bis 2009 war er Bischof des polnischen Bistums Opole. Für sein Engagement in
der deutsch-polnischen Aussöhnung wurde er mehrfach ausgezeichnet.