Kaiser Augustus kommt
nicht nur alljährlich im Weihnachtsevangelium vor, sondern er ist auch der Namensgeber
des Ferienmonats August. Der August hat 31 Tage und wurde im Jahre 8 v. Chr. nach
dem römischen Herrscher Augustus benannt, da er in diesem Monat sein erstes Konsulat
angetreten hatte. Der Name der Stadt Augsburg geht auf die römische Provinzhauptstadt
„Augusta Vindelicorum“ zurück, die 15 v. Chr. unter dem römischen Kaiser Augustus
als Castra gegründet wurde. Damit gehört Augsburg zu den ältesten Städten Deutschlands.
Wir blenden zurück:
„Es begab sich aber in jenen Tagen, dass ein Befehl ausging
vom Kaiser Augustus, dass alle Welt sich sollte schätzen lassen. Diese Schätzung war
die erste und geschah, als Kyrenius Landpfleger in Syrien war. Und es zogen alle aus,
um sich schätzen zu lassen, ein jeder in seine Stadt. Es ging aber auch Joseph von
Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, welche Bethlehem
heißt, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, um sich schätzen zu lassen
mit Maria, seiner Verlobten, die schwanger war.“
Allen Christen ist die Weihnachtsgeschichte
des Lukas bekannt, die ihren Ausgangspunkt bei Augustus hat.
Was wissen wir
über den größten und berühmtesten Herrscher Roms? Wie kam er an die Macht? Was für
ein Lebenswerk hat er der Nachwelt hinterlassen? Wie besiegte er seine Feinde und
machte sich selbst zur Legende? Der heute so bekannte Ehrentitel „Augustus“ wurde
ihm erst im Jahre 27 v. Chr. durch den Senat verliehen. Auf Deutsch bedeutet er so
viel wie „der Erhabene“. Die Namen „Augustus“ und „Caesar“ wurden dann in der Regierungszeit
seines Nachfolgers Tiberius zum festen Bestandteil der römischen Kaisertitulatur.
Der Geburtsname von Augustus lautete Gaius Octavius. Er stammt aus dem
römischen Patriziergeschlecht der Julier (Iulier), welches aus Alba Longa stammte.
Dieser Name wurde vom sagenumwobenen Iulus abgeleitet, der angeblich ein Sohn des
trojanischen Adeligen Aeneas war. Aeneas betrachtete sich als Sohn der Aphrodite (oder
Venus) und begründete damit den Stammbaum der Julier. Der Vorgänger und Adoptivvater
von Augustus – der bekannte Gaius Julius Caesar – leitete durch diese Legende sogar
seine göttlichen Herkunft ab. Während seines Aufstiegs zur Herrschaft wurde er
von den Geschichtsschreibern oft auch als Octavian (Oktavian) bezeichnet, um ihn von
seinem Vorgänger Gaius Julius Caesar namentlich besser unterscheiden zu können. Im
Laufe seiner Regierungszeit wechselte er noch häufiger seine Namen und Titel, so dass
er unter mehreren Bezeichnungen in der Geschichtsschreibung auftaucht. Kurz vor
seinem Tod lautete sein vollständiger Name und Titel „Imperator Caesar Divi filius
Augustus, Pontifex Maximus, Consul XIII, Imperator XXI, Tribuniciae potestatis XXXVII,
Pater patriae“. Zu Deutsch bedeutet dies etwa: „Imperator Caesar, Sohn des Vergöttlichten,
der Erhabene, Höchster Oberpriester, 13 mal Konsul, 21 mal Imperator, 37 mal Inhaber
der tribunizischen Gewalt, Vater des Vaterlandes.“
Der direkte Vorgänger von
Augustus hieß Gaius Julius Caesar, der in den „Iden des März“ im Jahre 44 v. Chr.
bei einem Anschlag in der Senatssitzung durch 23 Messerstiche ums Leben kam. Die Verschwörung
gegen Caesar hatte eine Gruppe Senatoren um Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius
Longinus vorbereitet und ausgeführt. Viele Senatoren nahmen es Caesar übel, dass er
sich mit militärischen Druckmitteln zum Diktator auf Lebenszeit ausrufen ließ. Besonders
die Anhänger der Republik befürchteten, dass er nach der Königswürde greifen wolle,
was das endgültige „Aus“ für die Republik bedeutet hätte. Richtig ist, dass Caesars
Amt am Ende königsgleich war, er aber letztlich keinen Weg fand, mit der Zustimmung
des Senats und des römischen Volkes die Monarchie einzuführen. Die Verschwörer rechneten
sich durch die Ermordung Caesars aus, als „Retter der Republik“ zu gelten und vom
Volk als „Befreier“ gefeiert zu werden. Doch Caesar genoss sowohl beim Volk als auch
bei seinen Truppen hohes Ansehen, so dass die Mörder schließlich flüchten mussten,
um anderen mächtigen Gestalten wie Mark Antonius oder Octavian – eben Augustus – das
Feld zu überlassen.
Als Gaius Julius Caesar gestorben war, wurde seine
Beerdigung unter tumultartigen Bedingungen durchgeführt. Hier heizte vor allem sein
früherer Mitstreiter Mark Antonius die Stimmung beim Volk gegen die Caesarenmörder
kräftig an. Es wurden aufwendige Leichenspiele veranstaltet, in denen die blutige
Toga von Caesar gezeigt wurde. Die berühmte Rede von Mark Antonius, in der er indirekt
die Schandtaten der Verschwörer anprangerte, brachten das Fass zum Überlaufen. Das
Volk nahm die aufgebahrte Leiche an sich und errichtete spontan einen Scheiterhaufen
aus Möbeln, Kleidern und Waffen, um den geliebten Diktator darauf einzuäschern. Im
Anschluss versuchte der aufgebrachte Mob die Häuser der Caesarenmörder zu stürmen,
um die Verschwörer zu lynchen. In dieser Phase des Machtkampfes kann man also Mark
Antonius als „Verbündeten“ von Augustus bezeichnen, der durch diese Aktion eine wichtige
Tür zur Macht für Augustus öffnete. Auch wenn dies vielleicht nicht ganz absichtlich
geschah, da sich Marc Anton selbst schon als Nachfolger Caesars sah.
Augustus
war zur Zeit der Ermordung Caesars ein „unbeschriebenes Blatt“ im Kampf um die Macht
in Rom. Letztlich war der Schlüssel Caesars Testament, in dem er Augustus als Adoptivsohn
anerkannte und ihm eine große Summe seines Vermögens vermachte. Dieser Schachzug war
zwar etwas ungewöhnlich, doch entsprach er durchaus dem römischen Recht. Da Augustus
nun offiziell als „Sohn Caesars“ in der Öffentlichkeit auftreten konnte, war der Weg
zur großen politischen Bühne frei. Als „Sohn Caesars“ war es ein leichtes, sich
vor dem Volk als „Rächer“ an den Mördern seines Vaters auszugeben und viele Sympathien
beim Volk und den Legionen zu gewinnen. Das Testament Caesars lieferte ihm also sowohl
die politische Legitimation als auch die finanziellen Mittel, in den Machtkampf um
die Nachfolge Caesars einzusteigen.
Im Gerangel um Caesars Nachfolge taten
sich drei mächtige Männer zusammen, um die politische Macht in Rom aufzuteilen. Im
November des Jahres 43 v. Chr. taten sich Octavian, Marcus Aemilius Lepidus und Marcus
Antonius zu einem Bündnis zusammen, welches als das 2. Triumvirat in die Geschichte
einging. Ihr gemeinsames Ziel war die Sicherung des politischen Erbes nach Caesars
Ermordung und die Bestrafung der Mörder.
Das Triumvirat hielt insgesamt etwa
zehn Jahre, wobei Augustus gegen Ende seinen Rivalen Lepidus entmachtete. Am Ende
des Triumvirates blieben somit nur noch Augustus, der den gesamten Westen des römischen
Reiches beherrschte, und Mark Antonius übrig, der seine Machtposition im Osten hatte.
Augustus
wurde am 23. Sep. 63 v. Chr. geboren und starb am 19. August 14. n. Chr. in Nola bei
Neapel. In seine Amtszeit fällt die Geburt Jesu Christi. Jesus und Augustus sind sich
nie persönlich begegnet. Dennoch hatte Augustus‘ Lebenswerk auf die spätere Christenheit
einen großen Einfluss. So ist Augustus für das Neue Testament von grundlegender Bedeutung.
Das Imperium Romanum, das er seinen Nachfolgern hinterließ, ist nicht nur der Rahmen
all dessen, was sich im Neuen Testament abspielt, sondern für die meisten Christen
der sie prägende Lebensraum. Mit seiner Infrastruktur vom Euphrat bis zum Atlantik
und von Nordafrika bis nach Schottland ist dieses Imperium die Voraussetzung für die
Ausbreitung des Evangeliums. In Rom gab sich Augustus als moralischer Erneuerer und
war ein starker Verfechter und Hüter der Ehe und Familie (Monogamie). Hier ist
anzunehmen, dass die späteren Christen viele Tugenden von Augustus nachträglich in
ihren eigenen Glauben als Wertvorstellungen aufnahmen. Beispielsweise nannte sich
auch der Papst in den ersten Jahrhunderten der Kirche wie Augustus „primus inter pares“
(Erster unter Gleichen). Auch das römische Rechtswesen kann als wichtiger Vorläufer
unseres modernen (abendländischen oder „christlichen“) Rechtsverständnisses angesehen
werden.
In dieser Zeit hat sich die berühmte ägyptische Königin Kleopatra VII
– die Große – einen unsterblichen Namen in der Geschichte gemacht. Sie wurde etwa
69 v. Chr. geboren und starb 30 v. Chr. angeblich durch den Biss einer Schlange (Selbstmord),
als Augustus das Heer des Antonius vernichtend geschlagen hatte. Es gelang Augustus,
Marc Antons Ansehen bei den Römern zu vernichten und so einen Krieg gegen ihn anzuzetteln.
Nachdem Marc Antonius besiegt war, gab es für Augustus keine ernsthaften Konkurrenten
mehr, und seinem Aufstieg zum ersten „Mann im Reich“ stand nichts mehr im Wege. Doch
Augustus hatte vom Beispiel Caesars gelernt und strebte nicht offen die Kaiserkrone
an, sondern ersann ein recht kompliziertes Konstrukt, welches ihm zwar die Macht gab,
aber nach außen hin bescheiden wirken ließ. Er selbst bezeichnete sich zwar nie als
römischer Kaiser, aber die von ihm geschaffene Machtform des „Prinzipats“ war im Grunde
nichts anderes als eine „verhüllte“ Alleinherrschaft. Sie ebnete den Weg für seine
Nachfolger, sich dann endgültig als „römische Kaiser“ etablieren zu können.
Von
ihm soll der berühmte Ausspruch stammen „Ich kam in eine Stadt aus Ziegeln und erschuf
eine Stadt aus Marmor“. Dies scheint nicht übertrieben, denn während seiner Regierungszeit
erlebte die Stadt eine kulturelle Blüte und der Handel florierte. Seine Leistungen
können hier in der Kürze nur skizzenhaft dargestellt werden. Viele berühmte Bauwerke
wurden zu seiner Zeit erschaffen – die Aquädukte, die Kanalisation, das Augustusforum,
das Marcellustheater und zahlreiche Tempel. All dies geht Hand in Hand mit seinem
Anspruch, Rom den Frieden gebracht zu haben. Als „Pax Augusta“ sollte seine Regierungszeit
in der Erinnerung bestehen bleiben. Der Altar des augusteischen Friedens, die „Ara
Pacis Augustae“ in Rom, ist dessen überzeugendstes Beispiel.
Wir haben diese
Sendung mit dem Weihnachtsevangelium begonnen und mit der „res gestae“ – dem Tatsachenbericht
an der „Ara Pacis Augustae“ – beendet: Beide haben die Geschichte und die Menschen
in den letzten 2.000 Jahren eingehend geprägt und weltweit bestimmt.