Zehn Jahre Hartz IV: „Beim Fordern hängengeblieben“
Es sollte eine Reform
der Arbeitslosenunterstützung unter der Überschrift „Fordern und Fördern“ werden:
Vor zehn Jahren sind die Hartz IV-Reformen Gesetz geworden. Der doppelte Anspruch
der Reform, Arbeitssuchenden Leistung abzuverlangen und sie zugleich zu unterstützen,
sei bis heute aber nicht umgesetzt worden. Das sagte der Bundesvorsitzende der Katholischen
Arbeitnehmerbewegung, Georg Hupfauer, dem Münchner Kirchenradio. Man sei beim Fordern
„hängengeblieben“: „Wir erleben heute, dass es deutliche Verschärfungen für
die Arbeitssuchenden gibt, etwa bei den Zumutbarkeitskriterien beim Bezug von Arbeitslosenhilfe.
Für die hat sich der Druck erhöht. Wir erleben auch, wie schnell man durch die Arbeitslosigkeit
in die Armutsspirale gerät. Wir haben auch als KAB von Anfang an – auch
im Gegensatz zu anderen Teilen der Kirche – sehr kritisch das ganze System beäugt,
das ja als Sozialreform verkauft wurde, aber eigentlich keine Sozialreform ist, sondern
eine verkappte Arbeitsmarktreform. Wir haben auch schon damals die so genannten Ein-Euro-Jobs
verurteilt, weil sie letztlich nicht geholfen haben, aus der Arbeitslosigkeit in die
Arbeit zu kommen.“ Es brauche jetzt ehrlicherweise eine Generalrevision, denn
schon damals sei ein entscheidendes Element vergessen worden, so Hupfauer: der gesetzliche
Mindestlohn. Das würden auch Politiker, die Hartz IV immer verteidigt hätten, heute
zugeben. Bei geringen Löhnen würde als Folge die Rentenversicherung leiden, weil sie
keine Beiträge einnehme, das Finanzierungsproblem verschiebe sich also bloß, die Armut
werde ins Alter verschoben. Hupfauer räumt dann ein, dass „nicht alles schlecht“
sei bei Hartz IV: „Was wir sicherlich erhalten wollen und was als Vorteil angesehen
werden muss: die damalige Zusammenführung der Arbeitsämter und der Arbeitslosen mit
denen, die in Sozialhilfe waren und die durchaus dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen
können – wie zum Beispiel alleinerziehende Mütter. Dass hier eine Stelle zentral die
Menschen erfasst und fördern kann, um sie in Arbeit zu bringen, die dann auch vernünftig
bezahlt wird – das ist ein Vorteil.“