Misereor zur weltweiten Dürre: Kein Mais mehr in den Tank!
Es sind zwei Dürren,
die derzeit immer wieder neue Meldungen zum Hunger in der Welt produzieren: Millionen
Menschen in der Sahel Zone sind bereits vom Hunger bedroht, die Dürre in den USA verschärft
die Krise noch einmal durch den Druck, den steigende Lebensmittelpreise ausüben. Auf
einen Teil des Problems wies in den vergangenen Tagen der deutsche Entwicklungshilfeminister
Dirk Niebel hin: Er sprach sich dafür aus, die Pflicht für Ölkonzerne, ihren Kraftstoffen
Biomittel beizugeben, aufzugeben. Unterstützung findet Niebel unter anderem beim katholischen
Hilfswerk Misereor; Benjamin Luig ist dort Referent für Agrarpolitik.
„Es
würden nicht direkt Lebensmittel gespart, aber es würden mehr Lebensmittel angebaut
werden und damit würden die Preise für Lebensmittel billiger. Zudem geht es nicht
nur um die direkte Konkurrenz von Lebensmitteln, sondern es geht ganz zentral um den
Boden, das fruchtbare Land, das immer knapper wird. Auch hier ist klar, das aktuell
Investitionen in Agrartreibstoffe die Lebensmittelproduktion vom fruchtbaren Land
verdrängt. Wenn man beispielsweise nach Afrika schaut, da gibt es zunehmend große
Investitionen von ausländischen Investoren, und mehr als die Hälfte dieser Investitionen
wird mit dem Ziel Agrartreibtoffe und nicht mit dem Ziel Anbau von Lebensmitteln getätigt.“
Das
Problem betreffe dadurch nicht nur die USA und das dort hergestellte Bio-Ethanol,
sondern auch die Dürregebiete Afrikas selber.
„Wenn die EU-Länder ihr Ziel
aufrechterhalten wollen, dass sie bis zum Jahr 2020 10% des Sprits im Automobilverkehr
auf Bioethanol- oder Biodiesel-Basis haben wollen, dann schaffen sie dadurch massive
Anreize für Investoren aus der ganzen Welt, insbesondere aus Lateinamerika und auch
aus Südostasien, es gibt solche Investitionen zunehmend auch aus Afrika. Sie sorgen
für Anreize, so in Land zu investieren.“
Bislang wollte man der Dürre und
den Umwelteinflüssen dahinter mit mehr Biotreibstoffen begegnen, diese Strategie will
Bundesminister Niebel nun umkehren - mit der Unterstützung von Hilfswerken.
„Biokraftstoff
ist sehr umstritten, und zunehmend wertet die Wissenschaft auch in der Breite den
Klimanutzen von Bioenergie der ersten Generation – das sind diese Nahrungsmittel –
sehr kritisch. Wenn man auch indirekte Wirkungen durch Landnutzungsänderung mit einkalkuliert,
d.h. wenn auf einer Fläche, wo vorher Nahrungsmittel angebaut wurden, nun Agrartreibstoffe
produziert werden, dann muss diese Nahrung dann woanderes produziert werden. Wenn
man das mit einkalkuliert, dann haben viele der Produkte, vor allem Produkte, aus
denen Biodiesel hergestellt wird, eine negative Umweltbilanz. Das heißt, sie sind
klimaschädlicher als herkömmlicher Sprit!“