Die Aktion der Punkband „Pussy Riot“ in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale wäre
auch in jedem westlichen Land „gegen das Gesetz“. Davon ist der italienische Religionssoziologe
Massimo Introvigne überzeugt. Wenn die Künstlerinnen in der Kathedrale „einen Song
mit obszönen Formulierungen gegen die Kirche, den Patriarchen und die Religion vorgetragen
haben, dann würde das auch in jedem westlichen Land als Vergehen betrachtet werden“,
sagte Introvigne in einem Interview mit der Agentur „Interfax-religion“. Pussy Riot
hatte im Februar am Altar der orthodoxen Kirche in einem „Punkgebet“ gegen Putin protestiert
und dabei die Gottesmutter um Hilfe gebeten. Introvigne, der das neu gegründete „Observatorium
für Religionsfreiheit“ des italienischen Außenministeriums leitet, bedauerte, dass
es heute oft als selbstverständlich angesehen werde, das Christentum und die Kirche
zu beleidigen. Jede denkbare Provokation gegen das Christentum und die Kirche werde
als „legitime Ausdrucksform der Meinungsfreiheit“ angesehen, so der Religionssoziologe.
Derweil hat eines der Bandmitglieder von „Pussy Riot“ das „Punkgebet“ in der Moskauer
Christ-Erlöser-Kathedrale als „ethisch falsch“ bezeichnet: „Unser ethischer Fehler
war, dass wir uns selbst gestattet haben, die Aktion in einer Kirche in dieser Form
abzuhalten. Aber wir haben keineswegs daran gedacht, dass unsere Handlungen jemanden
kränken könnten“, sagte Nadezhda Tolokonnikova laut Interfax. Das Gerichtsurteil gegen
die Musikerinnen soll am kommenden Freitag verkündet werden. In Russland stehen auf
„Rowdytum“ bis zu sieben Jahre Haft.