2012-08-11 14:09:49

Konzert mit Symbolwirkung für den Papst


RealAudioMP3 Die Verantwortung für Obdachlose darf nicht nur auf den Staat abgewälzt werden. Das sagt der bekannte Cellist Thomas Beckmann, der sich seit 1993 mit seinem Verein „Gemeinsam gegen Kälte“ für die Ärmsten der Gesellschaft engagiert. Er tut dies mithilfe seiner großen Leidenschaft, der Musik. Der Lieblingsschüler von Jahrhundertcellist Pierre Fournier füllt die wichtigsten Konzertsäle, und ein Großteil der Einnahmen geht direkt an die Hilfsorganisationen in den Städten, in denen er auftritt. Nach der Katastrophe von Fukushima wurde eilends eine Konzertreihe organisiert, die unbürokratisch und rasch etwa 60.000 Euro für die Opfer des Atomunfalls bereitstellen konnte. Nun ist dem Cellisten eine besondere Ehre zuteil geworden: Er wird an diesem Samstag gemeinsam mit seiner Frau, der japanischen Pianistin Kayoko und dem Regensburger Vokalensemble Cantico vor dem Papst und seinem Bruder in Castel Gandolfo auftreten. Thomas Beckmann ist über diese Gelegenheit sehr froh:

„Das Konzert ist nicht nur ein Gruß aus der Heimat für den Papst und ein musikalisches Ereignis, sondern es hat in unseren Augen eine große Symbolkraft. Wir freuen uns sehr, dass der Papst dem Grundgedanken, mit dem wir diese Benefizkonzerte begehen, der Hilfe für Arme und obdachlose Menschen, hiermit nochmals eine größere Bühne verschafft. Unser Verein ist bundesweit und in Japan tätig, und ein Konzert für den Papst ist besonders international. Von daher stößt das Konzert neue Türen auf und ist nicht nur ein musikalisches Ereignis, sondern ein Ereignis mit symbolischem Wert.“

Die enge Verbindung mit dem Regensburger Caritasverband und den ehemaligen Domspatzen, die mittlerweile im Chor Cantico singen, hat mit der Hilfe des Papstbruders Georg Ratzinger die Türen für dieses besondere Konzert geöffnet. Auslöser für die Gründung seines Vereins war für den gläubigen Katholiken Beckmann der Erfrierungstod zweier obdachloser Frauen in der Düsseldorfer Altstadt, wo er selbst mit seiner Frau wohnt. Allerdings habe er, so Beckmann, bereits vor 50 Jahren als Kind mit der Antwort „Um die Armen kümmert sich der Staat“ nur wenig anfangen können:

„Die Problematik stellt sich heute wie vor 50 Jahren, die Leute sitzen immer noch da und der Staat kümmert sich drum. Aber dass da zwei Frauen erfroren sind, was ja offensichtlich war, hat niemand realisiert, es wurde noch nicht einmal ein Krankenwagen gerufen. 1993 war Gemeinsam gegen Kälte die erste private Hilfsorganisation für diese Menschen, das war also nicht der Staat. Und es ging mir darum, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.“

Die Obdachlosigkeit sei, so Beckmann, ein besonders schwieriges Thema, denn viele Leute würden sich durch den Anblick eines Obdachlosen unbehaglich daran erinnert sehen, dass ein kurzer Moment des Strauchelns auch sie selbst in eine ähnliche Lage bringen könne. Das werde dann durch Schuldzuweisungen kompensiert. Es ist seit Langem der erste große gemeinsame Auftritt Beckmanns mit seiner Frau, die durch eine schwere Krankheit viele Jahre nicht am Flügel sitzen konnte. Kurz vor Zusage des Konzertes fühlte sie aber eine deutliche Verbesserung ihres Zustandes, so dass der gemeinsame Termin ein doppeltes Geschenk für das musikalische Paar war. Auch sie will mit ihrer Musik anderen Menschen Hoffnung bringen und sie zum Weitermachen unter schwierigen Umständen anregen. Mit Blick auf ihre Heimat hat sie ein besonderes Anliegen:

„Seit dem letzten 11.3. denken wir Japaner am 11. jeden Monats an das große Erdbeben und die Atomkatastrophe. Und mir ist immer zugesprochen worden, dass der Papst mit uns sei. Die Atomkraft weiter zu führen, sei kein menschlicher Gedanke. Alle Japaner – außer vielleicht die Behörden - wollen aus der Atomkraft aussteigen. Am 11. ist also wieder Gedenktag, und ich freue mich, gerade an diesem Tag das Konzert spielen zu können.“

Das Programm des Konzertes wurde sorgfältig ausgewählt. Das Vokalensamble Cantico, das bald sein 20. Jubiläum feiert, wird Lieblingsstücke des Papstes aufführen, während das Ehepaar Beckmann sich auf Werke für Klavier und Cello konzentriert:

„Wir spielen Beethoven Sonate A-Dur, Opus 69. Das ist ein bukolisches, heiteres, melodienfreudiges Werk, und zählt zu den schönsten Werken von Beethoven für Violincello und Klavier. Wir meinen, es ist das Schönste. Davon spielen wir den ersten Satz und dann die Elegie von Gabriel Fauré. Das ist ein zentrales Werk für Cello und Klavier, weil es den Charakter des Lyrischen und Dramatischen, der dem Cello so besonders zu Eigen ist, in besonders schöner Weise miteinander vermischt und das mit den schönsten Harmonien am Klavier in Vorahnung auf die impressionistischen Harmonien Debussys und Ravels.“

Außerdem, als Hommage an das italienische Publikum, werde die „Nina“ von Pergolesi gespielt, wobei der Klavierpart von Kayoko selbst für diese Gelegenheit spziell aufbereitet worden ist. Die Regensburger Delegation wird angeführt von Diözesan-Caritasdirektor Roland Batz.

(rv 11.08.2012 cs)







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