2012-08-09 12:24:16

UNO/Brasilien: Tag der indigenen Völker


RealAudioMP3 Bis zu 400 Millionen Menschen zählen weltweit zu den indigenen Völkern, dennoch sind ihre Rechte oft denen der Landbesetzer untergeordnet, die auf den Indianergebieten Staudämme bauen, Wälder abholzen und Autobahnen durch den Dschungel ziehen wollen. Um an das Schicksal dieser Menschen zu erinnern, haben die Vereinten Nationen im Jahr 1994 den Tag der indigenen Völker ausgerufen, der seitdem am 9. August begangen wird. Bischof Erwin Kräutler wirkt seit über 30 Jahren in der mit 350.000 km² flächenmäßig größten brasilianischen Territorialprälatur Xingu und hat sich den Kampf für die Rechte der einheimischen Bevölkerungsgruppen auf die Fahnen geschrieben. Für seinen Einsatz wurde er 2010 mit dem Right Livelihood Award geehrt, der auch als „Alternativer Nobelpreis“ bekannt ist. Der Tag der indigenen Völker sei, so Kräutler, eine sehr wichtige Einrichtung, um auf die Situation der Ureinwohner aufmerksam zu machen:

„Der Tag der indigenen Völker ist ein Tag, der alle Völker der Welt etwas angehen sollte. In verschiedenen Kontinenten gibt es noch die sogenannten Aborigines, die Ureinwohner, die ihre eigene Art und Weise zu leben und ihre eigene Kultur haben. Sie sollten in ihren kulturellen Ausdrucksformen, ihrer Art, wie sie leben, aber auch in ihrem angestammten Gebiet respektiert werden. Das ist nicht nur Aufgabe des einzelnen Nationalstaates, sondern der ganzen Welt, und deshalb hat die UNO dazu etwas zu sagen.“

In Brasilien ist eines der größten Projekte, das die Ureinwohner in ihrem Lebensraum empfindlich betreffen wird, das Projekt des Belo Monte Staudamms. Bei seiner Realisierung – er ist momentan noch im Bau – wird er die Umsiedlung von etwa 20.000 Menschen notwendig machen.

„Belo Monte wird durchgeführt nach der Strategie der vollendeten Tatsachen, und die indigenen Völker sind direkt davon betroffen. Im Moment denkt man an die Umleitung des Xingu. Aber für die indigenen Dörfer, die an der großen Schleife des Xingu liegen, sind bis heute noch keine Möglichkeiten dafür geschaffen worden, dass sie bei Krankheitsfällen oder anderen Problemen in die Stadt kommen können. Sie werden also buchstäblich ausgegrenzt und abgeschlossen.“

Dabei sei eine gewaltsame Umsiedlung von Ureinwohnern fast noch als das kleinere Problem zu betrachten, wenn man den Genozid indigener Bevölkerungsgruppen in Betracht zieht: Insbesondere in Mato Grosso do Sul, einem zentralsüdlichen Staat Brasiliens, geschehe dies mit den Kayowá Guarani, so der Bischof vom Xingu.

„Diese Leute sind in einem winzigen Gebiet eingepfercht und wurden von ihrem ursprünglichen Land vertrieben. Bis heute ist keine Lösung für dieses Volk gefunden worden. Sie dürfen nicht zurück in ihr angestammtes Gebiet. Das ist wirklich ein Auftrag der UNO, alle Menschen dieser Erde zu sensibilisieren und ihnen ins Gewissen zu reden, dass diese Völker ein Recht auf Leben und Überleben haben. Dass sie in ihrer eigenen Kultur und mit ihren eigenen kulturellen Ausdrucksformen leben und überleben können. Das erwarte ich mir und verlange ich von der UNO!“

(rv 09.08.2012 cs)







All the contents on this site are copyrighted ©.