2012-08-05 10:09:35

Sudan und Südsudan: Noch viele Fragen offen


RealAudioMP3 Noch sind die genauen Einzelheiten des Deals nicht bekannt – doch mit ihrer Einigung im Ölstreit haben Sudan und Südsudan die Gefahr eines Krieges zunächst einmal gebannt. Die seit Januar gestoppte Erdöl-Förderung im Südsudan wird bald wieder aufgenommen, bis zum 22. September sollen die übrigen strittigen Punkte zwischen den beiden Nachbarstaaten geklärt werden. Allerdings rät Pater Franco Moretti im Gespräch mit uns zur Vorsicht:

„Man weiß ja noch gar nicht, wieviel Geld Khartum für das Öl verlangen wird“, so der italienische Missionsexperte. „Ich habe ziemliche Zweifel, denn auch früher mal gab es angebliche gute Nachrichten, und dann wurde da nichts draus. Jetzt gilt es abzuwarten, ob diese Abmachung wirklich konkret ist: Wann geht die Ölförderung wieder los, wie kommt das Rohöl aus der Grenzregion zwischen beiden Staaten nach Port Sudan. Leider werden vermeintlich gute Nachrichten immer wieder durch die Haltung Khartums dementiert.“

Khartum ist die Hauptstadt von Sudan, dem Riesenstaat, von dem sich Südsudan vor genau einem Jahr abspaltete. Die Regierung in Khartum unter Präsident Omar al-Bashir hat jetzt prompt erklärt, sie werde die Vereinbarung nicht umsetzen, solange Sicherheitsfragen noch nicht gelöst seien. Und der Südsudan hat gleichzeitig noch nicht zu erkennen gegeben, dass er auf den Bau einer Alternativ-Pipeline Richtung Kenia verzichten will. Diese Pipeline würde das Erdöl aus dem Süden elegant am Sudan vorbeilenken; vor allem die chinesischen Firmen, die viel Geld in Raffinerien im Sudan gesteckt haben, hätten das Nachsehen.

„Natürlich will Kenia an diesen Ölreichtum herankommen; die Pläne für einen Hafen am Ozean im Norden Kenias sind schon fertig, dort soll diese neue Öl-Pipeline enden. Das Erdöl aus Südsudan ist für die globalisierte Welt in einem solchen Moment der Krise ziemlich wichtig; darum hat sich Juba (die Hauptstadt von Südsudan) mit dem Unterbrechen der Förderung bei den westlichen Regierungen wenig Freunde gemacht. Großbritannien hat deswegen sogar die humanitären Hilfen für Südsudan ausgesetzt. Jetzt müssen Sudans und Südsudans Führungen beweisen, dass sie wirklich gutwillig sind und die Frage wirklich lösen wollen.“

Doch selbst wenn sie das tun, so der Experte, blieben da noch ausgesprochen viele „ungelöste Fragen“, vor allem umstrittene Grenzterritorien. Der Sudan hatte in den entsprechenden Gebieten eigentlich eine Volksabstimmung versprochen, zögert aber, eine solche wirklich abzuhalten. Besonders umkämpft ist die Region Abyei, die – ein wichtiges Detail – die meisten Ölquellen hat. Falls nun Sudan und Südsudan zumindest ihr Ölabkommen umsetzen, dann bedeutet das nach Ansicht von Pater Moretti zunächst mal einen Gewinn für China:

„China hat 2007 einen Vertrag mit Khartum geschlossen, der deckt 86% des sudanesischen Erdöls ab. China ist auch sehr schnell zu Absprachen mit dem Südsudan gekommen, es macht seine Geschäfte überall, auch mit zwei Nachbarstaaten, die sich untereinander streiten. Die USA wiederum hoffen, bis zum Jahr 2025 dreißig Prozent der Erdölressourcen aus dem subsaharischen Afrika zu beziehen; sie wollen ihre Abhängigkeit vom nahöstlichen Öl auf längere Sicht verringern.“

Bei einem Kurzbesuch in Juba hatte US-Außenministerin Hillary Clinton vor ein paar Tagen Sudan und Südsudan eindringlich zu einem Kompromiss im Ölstreit aufgerufen.

(rv 05.08.2012 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.