Alfons Nossol feiert an diesem Sonntag seinen achtzigsten Geburtstag. Der frühere
Erzbischof der polnischen Stadt Oppeln in Oberschlesien ist einer der bekanntesten
Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland; er hat zahlreiche Auszeichnungen bekommen,
darunter 2010 den „Deutschen Nationalpreis“ und 2011 den deutschen „Predigtpreis“.
Erzbischof Nossol liegen, wie er uns in einem Interview verriet, besonders die ökumenischen
Kontakte zu den lutherischen und den orthodoxen Kirchen am Herzen:
„Die
Ökumene ist ein Imperativ des christlichen Gewissens! Wenn man die deutsche Kultur,
die deutsche Philosophie kennt, dann weiß man, was ein Imperativ zu besagen hat. Ich
bin überzeugt: Man kann heute ohne die ökumenische Öffnung eigentlich nicht zutiefst
Christ sein. Ja, ich hänge sehr an der Kraft und Macht des Dialogs; der Dialog ist
für mich nämlich die Muttersprache der Menschheit. Denn er hilft, aus Feinden Gegner
zu machen, und hilft dann auch dabei, Gegner schließlich in Freunde umzuwandeln. Der
Christ muss von Natur aus ein Dialogmensch sein!“
Mit Blick auf seine Heimat
bemerkt Erzbischof Nossol, die „Säkularisierungswelle“ habe längst auch Polen erreicht.
„Und weil es bei uns immer schon etwas emotionaler zugeht, war dies auch
erkennbarer und hatte auch konkretere Folgen. Wir müssen uns daran gewöhnen. Ich pflegte
immer meinen Studenten an den Lehranstalten, wo ich tätig war, zu sagen: An der ganzen
Säkularisierung ist der liebe Gott selbst schuld. Er hat seinen Sohn in die Welt hinein
gegeben, um die Welt zu erlösen. Die Zeit ist die Vergeschichtlichung, Verzeitlichung
auch des ewigen Gottes. Wir haben an der Säkularisierung auch zu leiden, aber andererseits
müssen wir uns an die Säkularisierung gewöhnen.“
Die Kirche sei „in die
zeitgenössische Epoche quasi hineingeworfen worden“, so Erzbischof Nossol, und solle
versuchen, die Welt zu „heiligen“. Unser vollständiges Interview mit Erzbischof Nossol
hören Sie am Sonntag Abend in unserer Sendung „Menschen in der Zeit“ von Aldo Parmeggiani.