Die Justiz prüft derzeit, ob der Bischof von La Rioja, Enrique Angelelli, 1976 ermordet
worden ist. Das berichtet die spanische Tageszeitung „El País“ an diesem Sonntag.
Angelelli kam im August 1976 bei einem Autounfall ums Leben. Er galt als Gegner des
Militärregimes, das kurz zuvor, Ende März 1976, die Macht in Buenos Aires übernommen
hatte. Der damalige Diktator Jorge Videla hat in einem Interview, dessen Text in diesen
Tagen bekannt wurde, erklärt, viele Bischöfe seien damals auf der Seite des Militärregimes
gewesen. Dabei sei ihnen durchaus klargewesen, dass das Regime unliebsame Kritiker
„verschwinden“ ließ. „El País“ berichtet nun, ein Berufungsgericht in Córdoba habe
im Fall Angelelli Mordanklage gegen Videla und vier weitere frühere Militärs erhoben.
Die Zeitung zitiert einen Menschenrechtler, der auf Widerstand bei vielen Katholiken
gegen das Regime verweist. So werde auch geprüft, ob der Autounfall, bei dem 1977
der Bischof von San Nicolás starb, ebenfalls in Wirklichkeit Mord gewesen sei. 16
Priester, sechs Seminaristen, ein Ordensmann und zwei Ordensfrauen sowie 33 engagierte
katholische Laien seien zwischen 1974 (als noch Juan Domingo Perón regierte) und 1983
vom Regime „getötet bzw. zum Verschwinden gebracht“ worden. Videla ist Anfang Juli
zu einer 50-jährigen Haftstrafe verurteilt worden, weil sein Regime die Neugeborenen
von Oppositionellen systematisch ihren Eltern entzog und an regimetreue Familien gab.