2012-08-03 14:28:00

Flüchtlingshilfe für Syrer braucht dringend Unterstützung


RealAudioMP3 Jeder zweite Flüchtling aus Syrien ist noch ein Kind. Nach dem Scheitern der Friedensmission des ehemaligen UNO-Generalsekretärs Kofi Annan drohe nun eine weitere Verschärfung der Lage der Kinder, erklärte das UNO-Kinderhilfswerk Unicef am Freitag in Köln. Unicef fordert die syrischen Konfliktparteien auf, die Zivilbevölkerung zu schützen. Viele Syrer haben aber kein Vertrauen mehr in die Lage und fliehen in die Nachbarländer Türkei, Libanon und Jordanien.

Der Pressereferent von Caritas International, Achim Reinke, berichtet von einem Besuch in „wilden Flüchtlingslagern“, die nicht vom Staat oder von Hilfsorganisationen eingerichtet wurden. Eines dieser Lager hat er gerade besucht, berichtet er dem Münchner Kirchenradio.

„Die Flüchtlinge versuchen sich mit wenigen Habseligkeiten Zelte zu bauen – das können Plastikplanen oder kleinere Baumstämme sein, die aufgepflockt werden. Sie haben sich niedergelassen auf Grund und Boden, der ihnen zur Verfügung stand. Wasser, Strom oder Sanitäreinrichtungen gibt es dort nicht, was für die Menschen ein Riesenproblem ist. Sie holen sich Waschwasser aus einem verdreckten Fluss. Es sind etwa einhundert Familien, was ungefähr 700 bis 800 Flüchtlinge bedeutet, denn die Familien haben viele Kinder.“

Im Libanon sollen im Augenblick rund 40.000 Flüchtlinge leben, aber die Caritas rechnet aufgrund eigener Erfahrungen eher mit 100.000, da die Dunkelziffer sehr hoch liege und viele der Menschen sich registrieren lassen: Die Angst sei groß, dass diese Registrierungen an den Syrischen Staat gelangen könnten.

Ein ähnliches Bild bietet sich in Jordanien, Wael Suleiman, Direktor Caritas Jordanien, berichtet ebenfalls von großen Zahlen und von der Angst der Menschen, selbst dann noch, wenn sie nicht mehr in Syrien leben.

„In den vergangenen Monaten haben wir in Jordanien 165.000 Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Die Caritas unterhält zehn Kilometer von der Grenze entfernt zwei Zentren, in denen wir bisher 25.000 Syrern haben helfen können. Den Flüchtlingen geht es schlecht, weil sie alles zurückgelassen haben und deswegen alles brauchen. Die meisten Flüchtlinge wollen gar nicht über die politische Situation reden, so viel Angst haben sie noch vor ihrem Regime. Sie kennen Jordanien als friedliches Land und deswegen kommen sie her, in Syrien trauen sich einige noch nicht einmal, an Freiheit zu denken, geschweige denn, davon zu sprechen. Die Jordanier haben immer wieder während der vergangenen 60 Jahre Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht, mit Palästinensern, Libanesen, Irakern und jetzt den Syrern. Sie sind sehr großzügig, selbst die Armen bei uns im Land wollen den Syrern helfen.“

Aber selbst bei aller Großzügigkeit der Menschen vor Ort: Die Hilfe kommt an ihr Ende, weil die Mittel auszugehen drohen, so Achim Reinke.

„Nach den Eindrücken, die wir in Jordanien und im Libanon sammeln konnten, ist eines klar: Ein weiter so kann es in der Flüchtlingshilfe nicht geben. Die Kapazitäten der Hilfsorganisationen vor Ort sind erschöpft. Man muss daran denken, dass Organisationen wie die Caritas seit über einem Jahr vor Ort in der Flüchtlingshilfe tätig sind und dass auf Grund der langen Zeit, die dort schon Hilfe geleistet werden muss, die Mittel, die vorhanden waren, aufgebraucht sind. Wir stehen jetzt vor dem Dilemma, dass jetzt, wo der Strom der Flüchtlinge immer größer wird, die Mittel aufgebraucht sind. Die Hilfe muss dringend großräumig ausgeweitet werden, sowohl in Jordanien als auch im Libanon.“

(rv/muenchner kirchenradio 03.08.2012 ord)







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