Die frühere Frau des Kinderschänders Marc Dutroux kommt vorzeitig auf freien Fuß.
Ein Gericht im wallonischen Mons stimmte ihrer Freilassung auf Bewährung und unter
Auflagen zu. Michelle Martin soll im Klarissenkloster Malonne bei Namur unterkommen.
Angehörige von Dutroux-Opfern reagierten empört auf die Freilassung. Martin war die
Frau von Marc Dutroux, der in den neunziger Jahren in Charleroi mehrere junge Mädchen
gefangen hielt, missbrauchte und schließlich sterben ließ. Als seine Komplizin war
die heute 52-Jährige im Jahr 2004 zu dreißig Jahren Haft verurteilt worden. Die Ordensfrauen
aus Malonne erklären, sie hätten sich die Entscheidung, Michelle Martin bei sich aufzunehmen,
nicht leicht gemacht. Doch seien sie davon überzeugt, dass „niemand in unserer Gesellschaft
etwas davon hat, wenn Gewalt mit Gewalt beantwortet wird“. Frau Martin sei ein Mensch,
der wie alle Menschen zum Besten wie zum Schlechtesten fähig sei.
Den Angaben
zufolge wird Martin eigene Zimmer in dem Kloster beziehen, aber nicht Teil der Gemeinschaft
werden. Das wünsche sie ebenso wenig wie der Orden. Zudem werde es regelmäßige Kontrollen
durch Verantwortliche der Justiz geben. Die Belgische Bischofskonferenz hat Verständnis
für Martins Aufnahme im Kloster geäußert. „Das Evangelium bedeutet Gastfreundschaft“,
sagte der Sprecher der Bischöfe. Der Generalstaatsanwalt legte unterdessen Berufung
gegen die Entscheidung des Gerichts ein. Bis der Oberste Gerichtshof sich dazu geäußert
hat, bleibt Martin in Haft.