2012-07-21 13:58:44

Jesuit Czerny zum Kampf gegen Aids: „Finanzkrise war ein Dämpfer“


RealAudioMP3 Unter dem Titel „Turning the tide together - Das Blatt gemeinsam wenden“ kommen ab Sonntag in Washington mehrere Tausend Wissenschaftler, Ärzte, Entwicklungsexperten, Politiker und Aids-Aktivisten zur 19. Internationalen Aidskonferenz zusammen. Die Grundfrage: Wie kann das Milleniums-Entwicklungsziel, allen weltweit Aids-Infizierten bis 2015 Zugang zu Aids-Medikamenten zu gewähren, erreicht werden? Seit Freitag treffen sich in Washington bereits Vertreter von Hilfs- und Lobbyorganisationen verschiedener Religionen, um darüber zu diskutieren. Radio Vatikan schaut sich am Beispiel von Afrika die kirchliche Aids-Bekämpfung an.

Die Fortschritte bei der Versorgung Aids-Kranker in Afrika haben durch die Wirtschafts- und Finanzkrise einen Dämpfer erhalten. Das berichtet Pater Michael Czerny, der Gründer des afrikanischen Jesuiten-Netzwerkes AJAN gegen Aids, im Gespräch mit Radio Vatikan. Dabei hat heute immerhin zumindest mehr als die Hälfte der rund 15 Millionen HIV-positiven Menschen in den armen Ländern der Welt Zugang zu Aids-Medikamenten. In Afrika sei der Kampf gegen Aids wegen der Finanzkrise jedenfalls erschwert worden, so der Jesuit:

„Aids bleibt eine schwierige Krankheit, ein schwieriges Phänomen. Jetzt, mit der Finanzkrise, fallen wir in einiger Hinsicht in frühere Zeiten zurück, als wir noch mehr selbstgemachte Ansätze benutzten, um gegen Aids vorzugehen. Da gab es noch keine medizinische Hilfe für viele. Und auch heute ist die Behandlung für viele wieder in weite Ferne gerückt.“

Allerdings weiß Pater Czerny aus seiner langjährigen Erfahrung auch, dass das vielfältige Leid, das die Krankheit mit sich bringt, mit nur Medikamenten mitnichten gelindert werden kann.

„Sicher ist die Infektionsrate runtergegangen und die Nummer der Infizierten wächst nicht, wie sie es noch vor Jahren alarmierend tat. Das ist sicher ein Fortschritt. Weiter gibt es das Verständnis dafür, dass die Behandlung schon Prävention bedeutet: Menschen, die in Behandlung sind, sind weniger infektiös als andere. Andererseits ist eine HIV-Infektion heute nicht weniger eine Tragödie als vor zehn, zwanzig Jahren: Es bleibt ein großes Drama für den Menschen, seine Familie, die Gemeinschaft. Von weniger Ernstfall zu sprechen ist also irgendwie unfair den Betroffenen und den Gemeinschaften gegenüber.“

Die katholische Kirche setzt deshalb auf einen multidimensionalen Ansatz bei der Aids-Bekämpfung. Medikamentöse Behandlung und Forschung haben darin ebenso ihren Platz wie Seelsorge, Prävention und Maßnahmen gegen die soziale Ausgrenzung und Diskriminierung Aids-Infizierter und Aids-Erkrankter.

(rv/brot für die welt 21.07.2012 pr)








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