“Kirche in Not” macht auf ein mögliches Abdriften Albaniens in den fundamentalistischen
Islam aufmerksam. Noch sei die Lage nicht Besorgnis erregend, sagte der Osteuropa-Referent
des Hilfswerks, Peter Rettig, nach einer mehrtätigen Reise durch das Balkanland. Dennoch
sei zu beobachten, dass die jungen Imame in Albanien eine „andere Auffassung des Islam
predigen“ als die, die heute im Land vorherrsche. Die neue islamische Geistlichkeit
verlange einen ‚reineren‘ Islam und sei in der Türkei und in Saudi Arabien ausgebildet
worden, berichtet Rettig. Das Interesse dieser beiden Länder an Albanien sei auffallend.
Die strenge Haltung der jungen Imame habe Spannungen innerhalb der verschiedenen islamischen
Gemeinden geschaffen. Vereinzelt seien auch Christen betroffen. Diese Spannung sei
nicht vor Ort entstanden, sondern „importiert“ worden. Als Problem sieht Rettig auch
die unklare Religionszugehörigkeit vieler Albaner. Es fehlten zuverlässige Statistiken
und die Bürger selbst hätten oft nicht die geringste Kenntnis des Glaubens, zu dem
sie sich bekennen. Amtlichen Schätzungen zufolge sollen etwa 60 Prozent der 3,2 Millionen
Einwohner Sunniten sein. Orthodoxe Christen sollen 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen,
Katholiken zehn Prozent.