2012-07-17 14:09:58

Schweiz/Vatikan: Antwort an Rom „in sehr kurzer Zeit“


RealAudioMP3 Die Leitung der ultrakonservativen Piusbrüder äußert sich auch zwei Tage nach dem Ende ihres Generalkapitels nicht eindeutig zu ihrer Haltung gegenüber dem Vatikan. Zugleich greift der Generalobere der traditionalistischen Bruderschaft, Bernhard Fellay, den neuen Präfekten der römischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, scharf an. Indirekt wirft er dem früheren Regensburger Bischof vor, selbst Irrlehren zu verbreiten, obwohl er doch die Kirche vor solchen schützen müsse. Am Montagabend veröffentlichte das Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft Pius X. im schweizerischen Econe ein Interview mit Fellay, in dem er ankündigte, man werde „in sehr kurzer Zeit Rom die Position des Kapitels zukommen lassen, das uns die Gelegenheit gegeben hat, unsere Marschroute zu präzisieren“. Weiter betonte Fellay, dass „alle Unklarheiten unsererseits“ beseitigt worden seien. Die Piusbrüder bestünden aber weiterhin „auf der Bewahrung unserer Identität, was das einzige wirksame Mittel darstellt, um der Kirche zu helfen, die Christenheit zu erneuern“. Die Traditionalisten könnten „kein Stillschweigen bewahren im Angesicht des allumfassenden Glaubensabfalles, auch nicht vor dem schwindelerregendem Zusammenbruch der Berufungen und des religiösen Lebens“. Zugleich bekundete Fellay aber auch sehr deutlich den Willen zur Einheit mit der römisch-katholischen Kirche: „Wir sind Katholiken, wir anerkennen den Papst und die Bischöfe, müssen aber vor allem den Glauben unverändert bewahren, welcher Quelle der Gnade des lieben Gottes ist. Als Folge daraus muss man all das vermeiden, was ihn in Gefahr bringen könnte, ohne uns jedoch an die Stelle der katholischen, apostolischen und römischen Kirche zu setzen. Fern sei von uns die Idee, eine Parallelkirche zu begründen, die ein paralleles Lehramt ausübt.“
Darüber hinaus griff der Generalobere in dem Interview den neuen Präfekten der römischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, an: „Nach der mutigen Tat von Benedikt XVI. 2009 zu unseren Gunsten schien er nicht im mindesten im gleichen Sinn mitarbeiten zu wollen. Er hat uns wie Parias behandelt.“ Noch beunruhigender aber sei, so Fellay, dass ausgerechnet Müller jetzt die Aufgabe habe, den Glauben gegen Lehrirrtümer und Häresien, also Irrlehren, zu verteidigen: „Denn mehrere Texte von Bischof Müller über die wirkliche Transsubstantiation von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi, über das Dogma der Jungfrauengeburt, über die Notwendigkeit für die Nichtkatholiken, sich zur katholischen Kirche zu bekehren... sind mehr als fragwürdig. Ohne jeden Zweifel wären sie früher Gegenstand einer Intervention von Seiten des Heiligen Offiziums gewesen, aus dem die Glaubenskongregation hervorgegangen ist, welcher er heute vorsteht.“
Im Vorfeld des Treffens waren dazu unterschiedliche Positionen der Bischöfe der Priesterbruderschaft deutlich geworden, die von Rom nicht anerkannt sind. Das Generalkapitel hatte in der letzten Woche von Montag bis Samstag im schweizerischen Econe getagt. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob die Piusbrüder eine vom Vatikan vorgelegte „Lehrmäßige Erklärung“ unterzeichnen. Dies ist Voraussetzung für eine mögliche Aussöhnung mit Rom.
(pm/kna 17.07.2012 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.