2012-07-17 13:49:28

Russland/Polen: „Verbunden im gemeinsamen Schmerz“


Mehr als 70 Jahre nach den Massenmorden von Katyn hat der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. am 15. Juli in dem westrussischen Ort eine Kirche geweiht, in der der Opfer gedacht werden soll. Die sowjetischen Machthaber hatten hier in den 1920er und 30er Jahren 10.000 Sowjetbürger und 1940 rund 4.000 Polen hinrichten lassen. Als „Massaker von Katyn“ wird in Polen allerdings die Ermordung von mehr als 20.000 polnischen Kriegsgefangenen durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD im Frühjahr 1940 bezeichnet. Der Patriarch warb in seiner Predigt für die Aussöhnung beider Länder. „Katyn ist ein gemeinsames Grab für Russen und Polen, ein Ort der gemeinsamen Trauer und ein Ort gemeinsamer tiefer Erlebnisse. Nichts verbindet Menschen mehr als gemeinsamer Schmerz, wenn er als gemeinsamer wahrgenommen wird.“ Es sei an der Zeit zu erkennen, dass Katyn ein „schreckliches Symbol unserer gemeinsamen Tragödie“ sei. Polen und Russen sollten sich die Hände reichen und der Opfer gedenken. Die neue Kirche könne eine neue Ära in den russisch-polnischen Beziehungen einleiten, so Kyrill I.. Es scheint in seiner Absicht zu liegen, den Worten bald Taten folgen zu lassen: Vom 16. bis 19. August wird Kyrill I. zum ersten Mal Polen besuchen und dabei eine Versöhnungserklärung zwischen Polens katholischer und Russlands orthodoxer Kirche unterzeichnen. Das Dokument soll am 17. August bei einem Festakt mit dem Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, im Warschauer Königsschloss unterzeichnet werden. Die beiden Kirchenführer appellieren darin an Polen und Russen, einander alle Schuld, alles Unrecht und alles Böse zu vergeben, das sich in der Geschichte zwischen den beiden slawischen Nachbarvölkern ereignet hat.

Bis heute belasten die Massenmorde von Katyn das Verhältnis zwischen Polen und Russland. Erst 1990 hatte sich Moskau zur Ermordung der Polen bekannt. Noch immer halten russische Behörden einen Teil der Akten zu den eigenen Katyn-Ermittlungen unter Verschluss. Kyrill I. kennt den Ort und den schwierigen Umgang mit dem Verbrechen gut. Von 1984 bis 2009 war er Metropolit von Smolensk, nur 30 Kilometer von Katyn entfernt.
(kna 17.07.2012 pr)








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