Syrien: „Zivilbevölkerung schützen und aktive Friedensarbeit betreiben“
Zum Schutz der Zivilbevölkerung und zu aktiver Friedensarbeit in Syrien hat der italienische
Jesuitenpater Paolo Dall’Oglio aufgerufen. Der Gründer des Klosters und Friedenszentrums
Deir Mar Musa al Habashi bei Damaskus hatte Syrien vor Kurzem verlassen, um – wie
er es selbst ausdrückte – „der Ortskirche nicht zu schaden“. Seine Anmerkungen zur
Lage hatten ihn und seine Arbeit vor Ort in Schwierigkeiten gebracht. Dall’Oglio kam
an diesem Samstag bei uns in Rom vorbei; im Gespräch mit unseren italienischen Kollegen
rief er eindringlich dazu auf, die Zivilbevölkerung in Syrien endlich vor neuem Blutvergießen
zu schützen:
„Die Situation in Syrien erfordert von Seiten der Internationalen
Gemeinschaft eine doppelte Aktion: die erste ist der Schutz der Bevölkerung im Gebiet
des zivilen Konfliktes, das von Oronte bis zum Meer geht. Für diese Gegend muss man
absolut eine Übereinkunft mit Russland, China und dem Iran finden, um die Zivilbevölkerung
zu schützen! Zweitens müsste man erneut und mit Unnachgiebigkeit die Brasilianer bitten,
sich für eine Mittlerrolle der Blauhelme im Land bereitzuerklären. Was alles andere
betrifft, müsste die Internationale Gemeinschaft zu einer pazifistischen Aktion in
der Lage sein. Es müsste hier aber nicht nur eine friedliche Aktion, sondern eine
aktiv pazifistische Aktion geben – durch den Einsatz von tausenden Aktivisten der
globalen Zivilgesellschaft, die der unaufschiebbaren demokratischen Wandlung Syriens
auf die Sprünge helfen.“
Der Syrienkonflikt spiele sich innerhalb eines
großen „Schachspiels“ geopolitischer Interessen ab, so der Jesuit. Die internationale
Gemeinschaft dürfe das Land von keiner Seite vereinnahmen, appelliert der Geistliche.
Russland und China hatten sich bei der jüngsten Syriensitzung des UNO-Sicherheitsrates
dagegen ausgesprochen, dem Assad-Regime neue Sanktionen aufzuerlegen. Brasilien hingegen
könnte angesichts des Mächtegleichgewichts im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
den Ausschlag geben.
„Syrien ist aus vielen Gründen historisch an die russischen
Interessen gebunden und das muss man bedenken. Man muss Iran und Saudi-Arabien irgendwie
davon überzeugen, dass Syrien kein Monopol von irgendjemandem sein kann, sondern ein
Ort sein muss, an dem Sunniten und Schiiten in Harmonie leben.“