2012-07-11 15:32:27

Italien: Hilfswerke sind entsetzt über Flüchtlingsdrama


RealAudioMP3 Kirchliche Flüchtlings-Hilfswerke sind entsetzt. 54 Afrikaner auf einem Schlauchboot sind in den letzten Tagen im Mittelmeer verdurstet, nur ein einziger Flüchtling überlebte den Versuch, von Libyen aus nach Italien zu gelangen. Der Deutsche Christopher Hein ist Direktor des italienischen Flüchtlingsrates. Er sagte uns:

„Wir haben keine Möglichkeit zu verstehen, dass sich über 15 Tage hinweg in einem zentralen Teil des Mittelmeeres ein Boot bewegen kann, ohne dass irgendein Schiff, ein Fischerboot, ein Handelsschiff oder ein militärisches Schiff davon Kenntnis genommen hätte. Wir reden von dem Meer, das weltweit am meisten befahren ist von allen Arten von Schiffen, wir reden von einem Meer, das permanent unter Beobachtung von Satelliten und Radar steht.“

Andererseits gibt es, wie Hein einräumte, keine Hinweise darauf, dass jemand das Boot mit den hilflosen Flüchtlingen darauf gesichtet hätte.

„Anders als z.B. vor gut einem Jahr im März 2011, als 64 Menschen in ähnlichen Umständen umgekommen sind. Sie sind nicht ertrunken, sondern verdurstet, wie die Eritreer und die anderen gestern. Dort gibt es eine Untersuchung des Europarates, die klar nachgewiesen hat, dass unter anderem Militärschiffe und Militärhubschrauber dieses Boot gesehen haben und nicht geholfen haben.“

In Libyen gibt es keine Möglichkeit, einen Asylantrag zu stellen. Das Land ist nicht der Genfer Flüchtlingskonvention beigetreten.

„Die einzige Alternative für die Menschen, auch Eritreer und andere Flüchtlinge aus dem Horn von Afrika, ist es, in fürchterlichen Abschiebezentren auf unbestimmte Zeit zu verschwinden. Wir kennen diese Zentren, wir haben ein Büro in Tripolis und besuchen gerade in diesen Tagen mehrere dieser Zentren. Im Augenblick haben sie gerade keine andere Wahl, als oft auf verzweifelte Weise zu versuchen, übers Mittelmeer zu kommen. Es gibt keine Weise, in Europa auf eine legale Weise mit z.B. einem Rechtsschutzvisum hineinzukommen, das ist nicht vorgesehen. Sicherlich müssen Anstrengungen gemacht werden, dass die Bedingungen in Libyen sich endlich verbessern, auch nachdem dort gerade Wahlen stattgefunden haben.“

(rv 11.07.2012 gs)








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