Italien: Kirche begrüßt Regierungsbeschluss gegen Schwarzarbeit
Dieser Beschluss könnte das Gesicht der italienischen Wirtschaft verändern und obendrein
die Rechte der Migranten stärken: Mit einem neuen Dekret zum Arbeitsrecht will die
italienische Regierung das Phänomen der Schwarzarbeit bekämpfen, die – wie jüngst
die italienische Notenbank anmerkte – fast schon als „Eckpfeiler“ der italienischen
Wirtschaft gelten kann. Laut einer Entscheidung des Ministerrates vom vergangenen
Freitag machen sich Arbeitgeber in Italien bei Beschäftigung von Ausländern ohne Aufenthaltsgenehmigung
fortan strafbar. Die italienische Bischofskonferenz begrüßt die Entscheidung; sie
hat vor allem die zahlreichen Flüchtlinge im Blick, die als rechtlose Schwarzarbeiter
in Fabriken, als Bauarbeiter und auf Gemüseplantagen ausgebeutet werden. Giancarlo
Perego von der Stiftung „Migrantes“ der italienischen Bischofskonferenz sagte im Interview
mit Radio Vatikan: „Dieses Dekret steht im Zentrum des Kampfes gegen die Ausbeutung
der Arbeitskraft, die – das sollte man nicht vergessen – oft an ein Mafia-System des
Menschenhandels, der Anwerbung illegaler Landarbeiter und der Kontrolle der Marktpreise
gekoppelt ist. Die Entscheidung lenkt größere Aufmerksamkeit auf alle Probleme rund
um die illegale Beschäftigung, welche oft mit noch viel größerer Ausbeutung einhergeht.
Der Beschluss will einen Keil in die Welt der illegalen Beschäftigung treiben und
eine Perspektive des Gemeinwohls und der sozialen Inklusion fördern.“
Migranten
tragen in Italien mit etwa zehn Prozent entscheidend zum Bruttoinlandsprodukt bei.
Daran haben die Caritas und die italienische Bischofskonferenz immer wieder erinnert.
Wenn die Arbeit der Schwarzarbeiter in legale Beschäftigungsverhältnisse überführt
werden könnte, dürfte das auch eine zusätzliche Energiespritze für die italienische
Rentenkasse bedeuten. Ohnehin trügen ausländische Kräfte in Italien viel zur Vorsorge
bei, so Perego: „Die Entscheidung betont den Mehrwert der über zwei Millionen
ausländischen Arbeiter auf unserem Arbeitsmarkt auch hinsichtlich der Rentenvorsorge:
Wie im letzten Migrationsdossier der Caritas und unserer Stiftung angeführt wird,
geben diese Arbeiter den Rentenkassen über sechs Milliarden Euro! Deshalb sind sie
eine bedeutende Ressource, was die Renten und die Überwindung der Krise betrifft.“ Laut
Perego ist der Beschluss nicht nur längst überfällig. In Zeiten steigender Arbeitslosigkeit
und gleichzeitiger Entwertung von Arbeit wirft er auch ein Schlaglicht auf die Ethik
der Arbeit:
„Abgesehen davon, dass das Dekret eine Anpassung an die europäische
Norm bedeutet, denke ich, dass damit auch ein anderes grundlegendes Ziel erreicht
wird: der Beschluss stellt die Vertragsarbeit in das Zentrum des Marktes. Das war
schon immer das Mittel, um Personen zu schützen, was Fragen des Verdienstes, der Vorsorge,
aber auch der Sicherheit betrifft.“