2012-07-09 14:31:38

Italien: Kirche begrüßt Regierungsbeschluss gegen Schwarzarbeit


Dieser Beschluss könnte das Gesicht der italienischen Wirtschaft verändern und obendrein die Rechte der Migranten stärken: Mit einem neuen Dekret zum Arbeitsrecht will die italienische Regierung das Phänomen der Schwarzarbeit bekämpfen, die – wie jüngst die italienische Notenbank anmerkte – fast schon als „Eckpfeiler“ der italienischen Wirtschaft gelten kann. Laut einer Entscheidung des Ministerrates vom vergangenen Freitag machen sich Arbeitgeber in Italien bei Beschäftigung von Ausländern ohne Aufenthaltsgenehmigung fortan strafbar. Die italienische Bischofskonferenz begrüßt die Entscheidung; sie hat vor allem die zahlreichen Flüchtlinge im Blick, die als rechtlose Schwarzarbeiter in Fabriken, als Bauarbeiter und auf Gemüseplantagen ausgebeutet werden. Giancarlo Perego von der Stiftung „Migrantes“ der italienischen Bischofskonferenz sagte im Interview mit Radio Vatikan:
„Dieses Dekret steht im Zentrum des Kampfes gegen die Ausbeutung der Arbeitskraft, die – das sollte man nicht vergessen – oft an ein Mafia-System des Menschenhandels, der Anwerbung illegaler Landarbeiter und der Kontrolle der Marktpreise gekoppelt ist. Die Entscheidung lenkt größere Aufmerksamkeit auf alle Probleme rund um die illegale Beschäftigung, welche oft mit noch viel größerer Ausbeutung einhergeht. Der Beschluss will einen Keil in die Welt der illegalen Beschäftigung treiben und eine Perspektive des Gemeinwohls und der sozialen Inklusion fördern.“

Migranten tragen in Italien mit etwa zehn Prozent entscheidend zum Bruttoinlandsprodukt bei. Daran haben die Caritas und die italienische Bischofskonferenz immer wieder erinnert. Wenn die Arbeit der Schwarzarbeiter in legale Beschäftigungsverhältnisse überführt werden könnte, dürfte das auch eine zusätzliche Energiespritze für die italienische Rentenkasse bedeuten. Ohnehin trügen ausländische Kräfte in Italien viel zur Vorsorge bei, so Perego:
„Die Entscheidung betont den Mehrwert der über zwei Millionen ausländischen Arbeiter auf unserem Arbeitsmarkt auch hinsichtlich der Rentenvorsorge: Wie im letzten Migrationsdossier der Caritas und unserer Stiftung angeführt wird, geben diese Arbeiter den Rentenkassen über sechs Milliarden Euro! Deshalb sind sie eine bedeutende Ressource, was die Renten und die Überwindung der Krise betrifft.“
Laut Perego ist der Beschluss nicht nur längst überfällig. In Zeiten steigender Arbeitslosigkeit und gleichzeitiger Entwertung von Arbeit wirft er auch ein Schlaglicht auf die Ethik der Arbeit:

„Abgesehen davon, dass das Dekret eine Anpassung an die europäische Norm bedeutet, denke ich, dass damit auch ein anderes grundlegendes Ziel erreicht wird: der Beschluss stellt die Vertragsarbeit in das Zentrum des Marktes. Das war schon immer das Mittel, um Personen zu schützen, was Fragen des Verdienstes, der Vorsorge, aber auch der Sicherheit betrifft.“

(rv 09.07.2012 pr)








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