2012-07-09 14:09:45

Bei den Steyler-Missionaren auf den Spuren des Konzils


RealAudioMP3 Es war ein kurzer, aber besonderer Besuch an diesem Montagmorgen: Papst Benedikt XVI. war bei den Steyler Missionaren in Nemi zu Gast. Die Reise führte ihn nicht sehr weit weg von seinem Sommersitz – etwa 20 Minuten benötigt man im Auto dorthin. Begrüßt wurde der Papst im Zentrum „Ad Gentes“ vom neuen Generalsuperior der Steyler-Missionare, dem Deutschen Heinz Kulüke, der dem Papst ein Gruppenfoto aus dem Jahr 1965 überreichte. Es zeigt den damaligen Theologen Joseph Ratzinger in Nemi zusammen mit Bischöfen und anderen Konzilsberatern, die an dem Textentwurf für das Konzilsdokument mitgearbeitet hatten. Anschließend hielt der Papst vor den rund 150 Teilnehmern des Generalkapitels der Ordensgemeinschaft eine kurze Ansprache. Der Papst:

„Ich bin sehr froh, dass ich nach 47 Jahren nochmals hierher kommen durfte. Ich hatte in der Tat eine sehr schöne Erinnerung. Das zählt vielleicht sogar zu den schönsten Erinnerungen an das Zweite Vatikanische Konzil. Hier traf ich großartige Theologen, die einen so wichtigen und schönen Auftrag hatten, nämlich ein Dekret über die Mission vorzubereiten.“

Der damalige Generalsuperior der Steyler Missionare, Johannes Schütte, hatte vom Konzil den Auftrag erhalten, einen Entwurf des Dekrets vorzubereiten. Der Papst:

„Ich erinnere mich gut an den Ordensoberen jener Zeit, Pater Schütte, der in China gelitten hatte, er war verurteilt und dann des Landes verwiesen worden. Er war voller missionarischer Dynamik und fühlte die Notwendigkeit, dem missionarischen Geist einen neuen Schwung zu geben. Und er hatte mich: einen Theologen ohne große Bedeutung, sehr jung, der eingeladen war, ohne zu wissen warum.“

Ein „großes Geschenk“ sei diese Einladung für ihn gewesen, fuhr der Papst fort, ein geistliches Wachsen. Über das Missions-Dekret, das in Nemi entstand, erinnerte sich Benedikt so:

„Da gab es diese Kontroverse, die ich nie richtig verstanden habe: Ist das Hauptziel der Mission nun die Einpflanzung der Kirche oder die Verkündigung des Evangeliums? Aber alles floss zusammen in einen einzigen Dynamismus, der Notwendigkeit nämlich, das Licht des Wortes Gottes zu bringen, das Licht der Liebe Gottes in der Welt, und dieser Verkündigung eine neue Freude zu verleihen.“

Für ihn sei „Ad Gentes“ auch eine gute Ergänzung zu „Lumen Gentium“, also zum lehramtlichen Dokument des Konzils über die Kirche, so der Papst. In Ad Gentes werde nämlich eine trinitarische Auffassung vom Wesen der Kirche deutlich, die besonders von der klassischen Idee ausgehe, dass das Gute in sich die Notwendigkeit hat, über sich hinauszugehen, sich mitzuteilen und zu verschenken:

„Was gut ist, kann nicht in sich selbst bleiben, die Gute ist wesentlich Mitteilung. Und das erscheint im Geheimnis der Dreifaltigkeit, in Gott, und verbreitet sich in der Heilsgeschichte und in unserer Notwendigkeit, anderen das Gute zu geben, das wir empfangen haben.“

Er freue sich mit den Steyler Missionaren, dass ihr Orden blühe, so der Papst weiter:

„Der missionarische Dynamismus lebt, und er lebt nur, wenn die Freude des Evangeliums da ist, wenn wir in der Erfahrung des Guten stehen, das von Gott kommt und sich mitteilen muss und will.“

Der rund halbstündige Besuch des Papstes hatte rein privaten Charakter, wie der Vatikan mitteilte. Unter den Gastgebern begrüßte den Papst auch P. Antonio Pernia, der ehemalige Generalsuperior der Steyler-Missionare. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte P. Pernia zur Papst-Visite:

„Es war ein privater Besuch. Die Atmosphäre war sehr freundlich und es gab keine vorbereiteten Reden. In gewisser Weise kann man sagen, dass es eine Art Familienbesuch war. Wir waren alle sehr aufgeregt, aber auch sehr beeindruckt, in welcher Art und Weise der Papst mit uns sprach.“

Der junge Theologe Ratzinger hatte als Berater des Kölner Kardinals Josef Frings an einem Entwurf für das Konzilsdokument über die Mission mitgewirkt. Eine erste Fassung des Dekrets hatte eine große Mehrheit der Konzilsväter im Herbst 1964 abgelehnt, obwohl Papst Paul VI. zuvor in einem beispiellosen Vorgang die Konzilsaula betreten hatte und die Versammlung zu ihrer Annahme aufgerufen hatte. Der neue Text wurde schließlich am 7. Dezember 1965 verabschiedet, einen Tag vor Abschluss des Konzils. Er erhielt die größte Zustimmung unter allen 16 Konzilstexten: 2.393 Konzilsväter stimmten mit „Ja“ und nur 5 mit „Nein“.

(rv 09.07.2012 mg/gs)








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