2012-07-08 17:07:10

UNO/Vatikan: Verantwortung bei der Sicherung der Religionsfreiheit wahrnehmen


An diesem Freitag ist in Genf die 20. Sitzung des UNO-Rates für Menschenrechte zu Ende gegangen. Der Heilige Stuhl wurde durch den permanenten Beobachter bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Silvano Maria Tomasi, vertreten. Der Erzbischof hat im Radio Vatikan Interview insbesondere die steigende Gewaltbereitschaft gegen Christen in der Welt beklagt und die Vereinten Nationen aufgerufen, ihrer Verantwortung bei der Sicherung der Religionsfreiheit nachzukommen.
„Der UNO-Rat für Menschenrechte hat in dieser seiner 20. Sitzungen sehr heiße Eisen angepackt. Die Besorgnis, die er mit den Resolutionen ausgedrückt hat, zeigt, dass vielerorts noch ein langer Weg gegangen werden muss. Es wurde insbesondere über Länder gesprochen, die systematische Menschenrechtsverletzungen begehen, die in den Berichten der Experten und des Hochkommissars für Menschrechte der Vereinten Nationen aufgezählt werden. Ein Thema, das der Heilige Stuhl schon immer angesprochen hat, ist angesichts der vielen Gewalttaten gegen Religionsgemeinschaften das der Religionsfreiheit. Wir haben eklatante Fälle in Nigeria, Kenia und anderen Teilen der Welt gehabt, wo Gläubige – und darunter vor allem die Christen – während des Gebets mit Bomben oder anderen Gewalttaten angegriffen werden, wobei Dutzende von Toten und Verletzten zurückbleiben. Deshalb habe ich dieses Thema noch einmal angesprochen.”
Bei seinem Vortag hat Erzbischof Tomasi darauf verwiesen, dass in den Ländern, in denen die elementaren Menschenrechte wie Pressefreiheit, Religionsfreiheit, und die profunden Überzeugungen der Bevölkerung respektiert werden, in der Regel auch die anderen Menschenrechte respektiert werden. Außerdem gebe es einen Zusammenhang zwischen der Respektierung der Menschenrechte und insbesondere der Religionsfreiheit und der Möglichkeit, friedlich miteinander zu leben:
„Vor allem in aufstrebenden Gesellschaften kann das den Aufschwung unterstützen und dabei helfen, die gesunden und kreativen Kräfte dem Allgemeingut zukommen zu lassen und nicht für Konflikt und Hass missbraucht werden, die ja immer zu Tod und Zerstörung führen. Aus diesen Gründen und angesichts der Tatsache, dass die Religionsfreiheit immer offensichtlicher ein Recht ist, das im Zentrum und an der Basis aller Menschrechte steht, hat die Internationale Gemeinschaft eine große Verantwortung: sie muss eine Mentalität schaffen, die diese Freiheit respektiert und für die Mechanismen und Maßnahmen sorgt, die diese im Konkreten schaffen und gewährleisten kann.“
Dabei handele es sich nicht nur um physische Gewalt, sondern auch um die unauffällige Unterminierung der Religionsfreiheit unter dem Deckmantel des Laizismus. Ein Beispiel dafür könnten die USA mit ihrer Gesundheitsreform sein:

„In der westlichen Welt wird nicht mit physischer Gewalt gegen die Religion vorgegangen, sondern mit Mechanismen, die wesentlich ausgeklügelter sind. Diese Verhaltensweisen finden dann in die Gesetzgebung eines Landes Eingang womit versucht wird, einen Laienstaat zu schaffen, der tatsächlich aber nicht neutral ist. Man sagt, ein solcher Staat lasse Platz für alle kulturellen und religiösen Überzeugungen, auch atheistischer Art. Dennoch verpflichtet er zu einem Lebensstil und einer Gedankenwelt, die wenig Platz für religiöse Überzeugungen lässt. Angesichts dieser Realität ist es wichtig, dass die internationale Gemeinschaft, und insbesondere die Gemeinschaften der Gläubigen, ihre Verantwortungen wahrnehmen und verständlich machen, dass die wirkliche Freiheit auch beinhaltet, dass die Religion nicht nur als Kult oder im Gebet des Einzelnen ausgeübt werden kann, sondern Religionsgemeinschaften auch gemeinsam am Leben der Gesellschaft teilhaben können. Dies kann etwa durch soziale Tätigkeiten geschehen und muss die Möglichkeit beinhalten, die eigenen Überzeugungen und Werte auszusprechen, damit sie Teil des Allgemeinwohls werden können.“
(rv 07.07.2012 cs)







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