Die Mehrzahl der christlichen Kirchen in der Ukraine sind gegen das neue Sprachgesetz.
In einem gemeinsamen Appell riefen die Oberhäupter zahlreicher Konfessionen am Mittwochabend
Staatspräsident Viktor Janukowitsch auf, gegen das Gesetz sein Veto einzulegen. Das
Gesetz führe zu „enormen Konflikten und dem Zusammenbruch des Staates“, schrieben
unter anderen der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret und das Oberhaupt der mit Rom
unierten griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, Großerzbischof Swjatoslav Schewtschuk
von Kiew. Das vom ukrainischen Parlament am Dienstag verabschiedete Gesetz gibt den
Bürgern das Recht, auf Russisch oder in anderen Minderheitensprachen mit den Behörden
zu kommunizieren, wenn diese Sprachen in der Region besonders stark verbreitet sind.
Damit setzt die Partei der Regionen von Janukowitsch ein Wahlversprechen um. Oppositionspolitiker
hatten gegen den Gesetzentwurf scharf protestiert. Russisch werde so im Osten und
Süden der Ukraine faktisch zur zweiten Amtssprache. Großerzbischof Schewtschuk und
andere Kirchenvertreter hatten im Vorfeld der Abstimmung im Parlament massiv vor der
Aufwertung des Russischen gewarnt. Der Gesetzentwurf schade dem „normalen verfassungsgemäßen
Funktionieren der ukrainischen Sprache“, hatte der Großerzbischof an Parlamentspräsident
Wladimir Litwin geschrieben.