D: Botschafter hält Beschneidungsurteil für unglücklich
Deutschlands Botschafter
beim Heiligen Stuhl hält das Beschneidungsurteil aus Köln für „unglücklich“. Das dortige
Landgericht hatte die religiöse Beschneidung von minderjährigen Jungen als Körperverletzung
und damit als Straftat bewertet. Seit Bekanntgabe des Urteils protestieren Muslim-
und Judenverbände, auch die katholischen Bischöfe sprechen von einer Einschränkung
der Religionsfreiheit. Reinhard Schweppe, deutscher Botschafter beim Heiligen Stuhl:
„Ich halte das Urteil für sehr unglücklich, weil es die Aspekte Religionsfreiheit
und Religionsfrieden nicht ausreichend berücksichtigt. Das ist sehr problematisch.“
Andererseits
plädiert der Diplomat für eine gelassene Analyse des Kölner Richtspruchs und weist
darauf hin, dass es sich um ein Urteil erster Instanz handle, das eventuell von der
nächsten Instanz kassiert werden könnte.
„Sollte es aber sein, dass das
Urteil auch durch das Urteil anderer Gerichte bestätigt wird, dann muss man meiner
Ansicht nach ernsthaft über die Frage eines Beschneidungsgesetzes nachdenken. Ein
Gesetz, das die Umstände der Beschneidung regelt und den Tatbestand entkriminalisiert.“
Der
Botschafter äußerte sich im Gespräch mit uns auch zur Berufung Erzbischofs Gerhard
Ludwig Müllers als neuen Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation:
„Ich
möchte Erzbischof Müller sehr herzlich gratulieren und habe das auch schon schriftlich
getan. Das ist ein sehr wichtiges Amt, er ist hervorragend qualifiziert, und dass
er ein Deutscher ist, ist sehr zu begrüßen. In den oberen Positionen des Vatikans
sind nicht besonders viele Deutsche vertreten, außer natürlich dem Heiligen Vater.
Insofern ist das eine willkommene Verstärkung auch für die deutsche Theologie in Rom.
Eine gute Entscheidung, über die wir uns alle freuen!“ (rv 05.07.2012 gs)