„Wir sind zutiefst
besorgt über die tödlichen Anschläge gegen unschuldige Kenianer in der „Africa Inland
Church“ und der katholischen Kathedrale von Garissa“, schreiben die kenianischen Bischöfe
in einer von Bischof John Njue, Erzbischof von Nairobi und Präsident der Bischofskonferenz
von Kenia, unterzeichneten Stellungnahme gegenüber der Agentur Fides vom Dienstag.
Bei den Anschlägen vom Sonntag gab es mindestens 17 Tote sowie etwa 50 Verletzte.
„Diese nicht zu rechtfertigenden Gewaltakte gegen Kenianer, unter ihnen auch Frauen
und Kinder, verursachen nicht nur den Tod Unschuldiger, sondern bedingen auch ein
Gefühl der Unsicherheit unter den Christen sowie allen Kenianern, die sich Frieden
wünschen“, so das Statement weiter. Die Bischöfe betonen auch, dass es sich ihrer
Meinung nach nicht um religiös, sondern politisch motivierte Konflikte handele. Dennoch
sei es besorgniserregend, dass „die Angriffe gegen christliche Kirchen ausgeführt
worden sind. Als Bischofskonferenz von Kenia rufen wir alle Kenianer dazu auf, die
friedliche Koexistenz weiter voranzutreiben.“ Gleichzeitig fordern die Bischöfe die
Regierung dazu auf, eine gründliche Untersuchung der Vorfälle vorzunehmen und die
Sicherheitslage des Landes zu bewerten.
Der Vatikan hat in Person seines Pressesprechers
Federico Lombardi die Attentate aufs Schärfste verurteilt. Es handelte sich jedenfalls
um simultane Aktionen, die gut vorbereitet waren. Das berichtet der Bischof von Garissa,
Paul Darmanin, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Fides. Bewaffnete und
maskierte Männer hätten einige „Handgranaten ins Innere der Gotteshäuser geworfen
mit dem Ziel, sie explodieren zu lassen und die Menschen zur Flucht aus dem Gotteshaus
zu bewegen“, so der Bischof, „wo sie dann mit den Gewehren von zwei Soldaten, die
vor der Kirche getötet worden sind, beschossen wurden.“ Der Bischof ist davon überzeugt,
dass die wahrscheinlichste Piste nicht die religiöse, sondern die politische sei.
„Die Shabaab“, unterstreicht der Bischof, hatten bereits Vergeltung für die Operationen
angekündigt, die die kenianische Armee im Oktober 2011 in Somalia ausgeführt hatte.
Der gleichen Meinung ist Pater Franco Moretti, Direktor der Zeitschrift “Nigrizia”:
„Erinnern
wir uns, dass die gesamte östliche Provinz von Kenia, die enorm ist, durch Somalier
besetzt ist. Es sind die Brüder und Cousins der Menschen, die auf der anderen Seite
der Grenze wohnen. Kenia hat dieses Problem schon immer gehabt. Vor 30 Jahren gab
es die Shifta-Krieger, dann gab es andere Kämpfer, die eher Banditengruppen waren,
und schließlich gibt es nun die al Shebaab. Wir müssen auch bedenken, dass der Präsident
und Mitglieder der Regierung Kenias jeden Sonntag, während der Messe oder während
dem protestantischen Ritus, im Fernsehen erscheinen. Deshalb kann man verstehen –
wenn auch natürlich nicht gutheißen - dass die Somalier diesen Hass gegen Kenia in
sich tragen, das als christliche Nation, teils katholisch, teils protestantisch, wahrgenommen
wird. Wenn eine Person sagt, die einzige Möglichkeit, sich zu verteidigen, liege darin,
terroristische Taten zu begehen, dann sind die am leichtesten zu treffenden Objekte
die Kirchen.“
Der nigerianische Kardinal Anthony Olobunmi Okogie spricht
von einem „unendlichen 11. September“. Es handle sich um Attentate, die „unter Nichtbeachtung
durch Rests der Welt“ begangen werden und die den afrikanischen Kontinent ein „Martyrium
ohne Ausweg” leben lassen, so der Kardinal in einem Interview der italienischen Tageszeitung
„La Stampa”. „In Nigeria wie in Kenia“, erklärt er weiter, „haben die Attentäter Sponsoren
inner- und außerhalb der Landesgrenzen.“
Bereits in der Vergangenheit hatten
die islamistischen somalischen Milizen von al Shabaab terroristische Aktionen in Kenia
durchgeführt. Die Stadt Garissa beherbergt eine wichtige Militärbasis der kenianischen
Armee und liegt etwa hundert Kilometer entfernt vom enormen Flüchtlingscamp von Dadaab,
wo momentan 450.000 somalische Flüchtlinge leben, die Kriegen und Hungersnot entgehen
wollen. Am letzten Freitag sind gerade in Dadaab vier ausländische Helfer entführt
worden, die am Dienstag unversehrt in Somalia befreit worden sind.