2012-07-03 14:05:39

Kenia: „Konflikt ist politisch motiviert“


RealAudioMP3 „Wir sind zutiefst besorgt über die tödlichen Anschläge gegen unschuldige Kenianer in der „Africa Inland Church“ und der katholischen Kathedrale von Garissa“, schreiben die kenianischen Bischöfe in einer von Bischof John Njue, Erzbischof von Nairobi und Präsident der Bischofskonferenz von Kenia, unterzeichneten Stellungnahme gegenüber der Agentur Fides vom Dienstag. Bei den Anschlägen vom Sonntag gab es mindestens 17 Tote sowie etwa 50 Verletzte. „Diese nicht zu rechtfertigenden Gewaltakte gegen Kenianer, unter ihnen auch Frauen und Kinder, verursachen nicht nur den Tod Unschuldiger, sondern bedingen auch ein Gefühl der Unsicherheit unter den Christen sowie allen Kenianern, die sich Frieden wünschen“, so das Statement weiter. Die Bischöfe betonen auch, dass es sich ihrer Meinung nach nicht um religiös, sondern politisch motivierte Konflikte handele. Dennoch sei es besorgniserregend, dass „die Angriffe gegen christliche Kirchen ausgeführt worden sind. Als Bischofskonferenz von Kenia rufen wir alle Kenianer dazu auf, die friedliche Koexistenz weiter voranzutreiben.“ Gleichzeitig fordern die Bischöfe die Regierung dazu auf, eine gründliche Untersuchung der Vorfälle vorzunehmen und die Sicherheitslage des Landes zu bewerten.

Der Vatikan hat in Person seines Pressesprechers Federico Lombardi die Attentate aufs Schärfste verurteilt. Es handelte sich jedenfalls um simultane Aktionen, die gut vorbereitet waren. Das berichtet der Bischof von Garissa, Paul Darmanin, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Fides. Bewaffnete und maskierte Männer hätten einige „Handgranaten ins Innere der Gotteshäuser geworfen mit dem Ziel, sie explodieren zu lassen und die Menschen zur Flucht aus dem Gotteshaus zu bewegen“, so der Bischof, „wo sie dann mit den Gewehren von zwei Soldaten, die vor der Kirche getötet worden sind, beschossen wurden.“ Der Bischof ist davon überzeugt, dass die wahrscheinlichste Piste nicht die religiöse, sondern die politische sei. „Die Shabaab“, unterstreicht der Bischof, hatten bereits Vergeltung für die Operationen angekündigt, die die kenianische Armee im Oktober 2011 in Somalia ausgeführt hatte. Der gleichen Meinung ist Pater Franco Moretti, Direktor der Zeitschrift “Nigrizia”:

„Erinnern wir uns, dass die gesamte östliche Provinz von Kenia, die enorm ist, durch Somalier besetzt ist. Es sind die Brüder und Cousins der Menschen, die auf der anderen Seite der Grenze wohnen. Kenia hat dieses Problem schon immer gehabt. Vor 30 Jahren gab es die Shifta-Krieger, dann gab es andere Kämpfer, die eher Banditengruppen waren, und schließlich gibt es nun die al Shebaab. Wir müssen auch bedenken, dass der Präsident und Mitglieder der Regierung Kenias jeden Sonntag, während der Messe oder während dem protestantischen Ritus, im Fernsehen erscheinen. Deshalb kann man verstehen – wenn auch natürlich nicht gutheißen - dass die Somalier diesen Hass gegen Kenia in sich tragen, das als christliche Nation, teils katholisch, teils protestantisch, wahrgenommen wird. Wenn eine Person sagt, die einzige Möglichkeit, sich zu verteidigen, liege darin, terroristische Taten zu begehen, dann sind die am leichtesten zu treffenden Objekte die Kirchen.“

Der nigerianische Kardinal Anthony Olobunmi Okogie spricht von einem „unendlichen 11. September“. Es handle sich um Attentate, die „unter Nichtbeachtung durch Rests der Welt“ begangen werden und die den afrikanischen Kontinent ein „Martyrium ohne Ausweg” leben lassen, so der Kardinal in einem Interview der italienischen Tageszeitung „La Stampa”. „In Nigeria wie in Kenia“, erklärt er weiter, „haben die Attentäter Sponsoren inner- und außerhalb der Landesgrenzen.“

Bereits in der Vergangenheit hatten die islamistischen somalischen Milizen von al Shabaab terroristische Aktionen in Kenia durchgeführt. Die Stadt Garissa beherbergt eine wichtige Militärbasis der kenianischen Armee und liegt etwa hundert Kilometer entfernt vom enormen Flüchtlingscamp von Dadaab, wo momentan 450.000 somalische Flüchtlinge leben, die Kriegen und Hungersnot entgehen wollen. Am letzten Freitag sind gerade in Dadaab vier ausländische Helfer entführt worden, die am Dienstag unversehrt in Somalia befreit worden sind.

(rv/fides 03.07.2012 cs)







All the contents on this site are copyrighted ©.