Ein weiterer Schritt
der belgischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist
getan: Am vergangenen Sonntag haben die Bischöfe eine nationale Schutzkommission aus
Kirchenleuten und Laien eingerichtet, die Präventionsarbeit leisten soll. Ein erstes
Treffen der Kommission werde im September stattfinden, gibt der Sprecher der Kommission,
Bischof Guy Harpigny von Tournai, im Interview mit Radio Vatikan an.
„Unsere
Kommission ist als Anlaufstelle gedacht und zwar vor allem für jene Opfer, die nicht
wissen, an wen sie sich wenden können. Die Mitglieder der Kommission werden sie dann
sofort an die richtige Stelle weiterleiten. Auch möchten wir ein Ansprechpartner sein
für all jene, die zwar keine Opfer sind, aber Situationen und Menschen kennen, die
betroffen sein könnten.“
Die neue Kommission habe auch die Aufgabe, aus
der bisherigen Präventionsarbeit Richtlinien zu erstellen und die bestehenden belgischen
Anlaufstellen für Missbrauchsfälle zu unterstützen und zu koordinieren. Dabei wolle
man auch Einrichtungen der Zivilgesellschaft, die im Kampf gegen Missbrauch aktiv
sind, und deren Opferhilfe als Vorbild nehmen. Weiter gehe es um Prävention und die
Benennung von Risiken in kirchlichen Einrichtungen.
„Alle aktuellen Fälle
müssen von der Justiz geprüft werden. Wir werden diese juristischen Schritte nicht
ersetzen. Aber wir werden sehr eng mit der Justizbehörde zusammenarbeiten. Auch möchten
wir – falls nötig – Verbesserungsvorschläge einbringen, damit die Richtlinien der
Bischöfe und der Ordensoberen auch richtig umgesetzt werden können.“
Gegen
die belgische Kirche war im Kontext des Missbrauchsskandals auch der Vorwurf der Vertuschung
erhoben worden. Für Aufsehen sorgten die Hausdurchsuchungen und die Beschlagnahmung
von kirchlichen Akten durch die belgische Justiz, die die damalige Missbrauchskommission
aus Protest zum Rücktritt bewog. Damit es nicht noch einmal zu solchen Vorwürfen kommt,
hat die belgische Kirche nun vorgesorgt: Die neue Kommission will jedes Jahr einen
Bericht veröffentlichen, in dem Beschwerden und Klagen gegenüber der Kirche, die bei
den kirchlichen Anlaufstellen für Missbrauch eingehen, gesammelt sind. Sanktionen
kann die Kommission allerdings nicht verhängen, stellt Bischof Harpigny im Interview
mit Radio Vatikan klar. Man wolle aber mit den zivilen Gerichten zusammenarbeiten.
Hintergrund In
Belgien war im April 2010 der Bischof von Brügge, Roger Vangheluwe, wegen sexuellen
Missbrauchs seines eigenen Neffen zurückgetreten. Die Kirche leitete umfassende Untersuchungen
ein, ein Untersuchungsbericht brachte hunderte Missbrauchsfälle ans Licht, die sich
zwischen den 60er und 80er Jahren ereigneten. Bischof Harpigny hatte damals den Vatikan
gedrängt, gegen den zurückgetretenen Bischof Vangheluwe umgehend Kirchenstrafen zu
verhängen. Er ist in der Bischofskonferenz für die Untersuchung von Missbrauchsfällen
zuständig.