2012-07-03 12:00:26

Belgien: Neue Missbrauchskommission eingerichtet


RealAudioMP3 Ein weiterer Schritt der belgischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist getan: Am vergangenen Sonntag haben die Bischöfe eine nationale Schutzkommission aus Kirchenleuten und Laien eingerichtet, die Präventionsarbeit leisten soll. Ein erstes Treffen der Kommission werde im September stattfinden, gibt der Sprecher der Kommission, Bischof Guy Harpigny von Tournai, im Interview mit Radio Vatikan an.

„Unsere Kommission ist als Anlaufstelle gedacht und zwar vor allem für jene Opfer, die nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Die Mitglieder der Kommission werden sie dann sofort an die richtige Stelle weiterleiten. Auch möchten wir ein Ansprechpartner sein für all jene, die zwar keine Opfer sind, aber Situationen und Menschen kennen, die betroffen sein könnten.“

Die neue Kommission habe auch die Aufgabe, aus der bisherigen Präventionsarbeit Richtlinien zu erstellen und die bestehenden belgischen Anlaufstellen für Missbrauchsfälle zu unterstützen und zu koordinieren. Dabei wolle man auch Einrichtungen der Zivilgesellschaft, die im Kampf gegen Missbrauch aktiv sind, und deren Opferhilfe als Vorbild nehmen. Weiter gehe es um Prävention und die Benennung von Risiken in kirchlichen Einrichtungen.

„Alle aktuellen Fälle müssen von der Justiz geprüft werden. Wir werden diese juristischen Schritte nicht ersetzen. Aber wir werden sehr eng mit der Justizbehörde zusammenarbeiten. Auch möchten wir – falls nötig – Verbesserungsvorschläge einbringen, damit die Richtlinien der Bischöfe und der Ordensoberen auch richtig umgesetzt werden können.“

Gegen die belgische Kirche war im Kontext des Missbrauchsskandals auch der Vorwurf der Vertuschung erhoben worden. Für Aufsehen sorgten die Hausdurchsuchungen und die Beschlagnahmung von kirchlichen Akten durch die belgische Justiz, die die damalige Missbrauchskommission aus Protest zum Rücktritt bewog. Damit es nicht noch einmal zu solchen Vorwürfen kommt, hat die belgische Kirche nun vorgesorgt: Die neue Kommission will jedes Jahr einen Bericht veröffentlichen, in dem Beschwerden und Klagen gegenüber der Kirche, die bei den kirchlichen Anlaufstellen für Missbrauch eingehen, gesammelt sind. Sanktionen kann die Kommission allerdings nicht verhängen, stellt Bischof Harpigny im Interview mit Radio Vatikan klar. Man wolle aber mit den zivilen Gerichten zusammenarbeiten.

Hintergrund
In Belgien war im April 2010 der Bischof von Brügge, Roger Vangheluwe, wegen sexuellen Missbrauchs seines eigenen Neffen zurückgetreten. Die Kirche leitete umfassende Untersuchungen ein, ein Untersuchungsbericht brachte hunderte Missbrauchsfälle ans Licht, die sich zwischen den 60er und 80er Jahren ereigneten. Bischof Harpigny hatte damals den Vatikan gedrängt, gegen den zurückgetretenen Bischof Vangheluwe umgehend Kirchenstrafen zu verhängen. Er ist in der Bischofskonferenz für die Untersuchung von Missbrauchsfällen zuständig.

(rv 02.07.2012 pr)







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