Das Welterbekomitee
UNESCO hat am Freitag die Bethlehemer Geburtskirche auf die Liste des Weltkulturerbes
gesetzt. Wie im russischen Sankt Petersburg bekannt gegeben wurde, gab es bei 13 Befürwortungen
und sechs Gegenstimmen zwei Enthaltungen. Die Entscheidung wurde mit Freude aus der
palästinensischen Fraktion aufgenommen, während israelische Stimmen die Entscheidung
als „rein politisch“ verurteilten. Auch die USA haben ihrer Enttäuschung über die
Entscheidung Ausdruck verliehen. Deutschland war unter den Ländern, die gegen die
Aufnahme der Altstadt Bethlehems auf die Liste gestimmt hatten. Der Kustos im Heiligen
Land, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa, erklärt im Gespräch mit Radio Vatikan,
was diese Entscheidung für Auswirkungen hat:
„Ich möchte klarstellen, dass
es sich nicht nur um die Basilika handelt, die zum Weltkulturerbe erhoben wurde, sondern
um die gesamte Altstadt Bethlehems, die natürlich die Geburtskirche einschließt. Der
palästinensische Präsident Mahmud Abbas hatte seinerzeit versprochen, dass die Rechte
der Kirchen nicht angetastet würden, seien es nun die Besitzrechte oder die Verwaltungsrechte.
Die orthodoxen, katholischen und armenischen Kirchen hatten gemeinsam ihre Sorgen
in diesem Bezug ausgedrückt. Jetzt möchten wir den palästinensischen Autoritäten unsere
Anerkennung ausdrücken, und wir hoffen, dass die Heiligen Stätten dennoch von jedweder
Aktivität ausgenommen bleiben werden, die nicht dem Kult gewidmet ist.“
Die
verschiedenen Religionsgemeinschaften hätten jedenfalls die Versicherung erhalten,
dass sich an der Verwaltung der Heiligen Stätten nichts ändern werde. Man hoffe natürlich,
dass das so bleibe. Pater Pizzaballa hoffe auch, dass die Entscheidung der UNESCO
nicht politisch instrumentalisiert werde, auch wenn er Realist sei:
„Alles
wird politisch aufgeladen. Wir wollen aber bei solchen Dingen außen vor bleiben. Die
Heiligen Stätten und Kultstätten müssen Dynamiken unterliegen, die nichts mit den
lokalpolitischen Fragen zu tun haben. Dennoch, es handelt sich um eine wertvolle
Nominierung und den ersten großen Erfolg der Palästinensischen Autoritäten. Es ist
auch eine internationale Anerkennung einer Heiligen Stätte, die es eigentlich bereits
sowieso schon war. Vom praktischen Gesichtspunkt aus wird sich wenig ändern, vielleicht
wird es eine etwas bürokratischere Prozedur bei eventuellen Eingriffen geben. Es ist
mehr eine Frage des Ansehens als alles andere.“
Die Kirche benötige jedenfalls
aktuell große Arbeiten für eine Renovierung und Konservierung. Diese Arbeiten, so
schließt der Kustos, würden aber auf jeden Fall, ob nun mit oder ohne UNESCO, mit
der größtmöglichen Sorgfalt ausgeführt werden.
Hintergrund Erst
im Oktober 2011 hatte die Weltkulturorganisation Palästina als 195. Mitgliedstaat
aufgenommen; die Geburtskirche ist die erste palästinensische Stätte in der Welterbeliste.
Als Neumitglied hatte die Palästinenserbehörde 20 historische und archäologische Stätten
zur Aufnahme vorgeschlagen. Für die Geburtskirche bestehe akute Gefahr; der Antrag
solle daher als Notfall behandelt werden, so die Argumentation. Bereits im Vorfeld
hatten Vertreter der Palästinenser verlauten lassen, schon die Aufnahme der Kirche
auf die Liste sei de facto eine Anerkennung eines Palästinenserstaates.