2012-06-29 10:42:57

Papst: „Die Macht Gottes ist die Liebe“


RealAudioMP3 Das Papsttum ist aus der Kraft Gottes entstanden, doch gleichzeitig kam im Laufe der Jahrhunderte auch die Schwäche der Menschen zum Vorschein. Das sagte der Papst an diesem Freitag beim Festgottesdienst zum römischen Patronatsfest Peter und Paul in der Petersbasilika. Benedikt XVI. verlieh beim Gottesdienst 43 neuen Erzbischöfen, die im vergangenen Jahr in ihre Ämter berufen wurden, das Pallium, drei weitere erhalten es an ihrem Metropolitan-Sitz von einem Vertreter des Papstes. Das Pallium ist das Zeichen ihrer Metropolitan-Würde als Leiter einer Kirchenprovinz.

Verleihung vor Mess-Beginn
Erstmals erfolgte die Verleihung der Pallien vor Beginn der Messe. Unmittelbar nach dem feierlichen Einzug in den Petersdom präsentierte der Kardinal-Protodiakon, der Franzose Jean-Louis Tauran, dem Papst die in den vergangenen zwölf Monaten ernannten neuen Metropolitan-Erzbischöfe. Der neue Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia, sprach im Namen der Empfänger die Eidesformel, in der er dem heiligen Apostel Petrus, der Kirche sowie dem Papst und seinen legitimen Nachfolgern Treue und Gehorsam versicherte. Die Pallien werden aus der Wolle der so genannten Agnes-Lämmer gewebt, die der Papst jedes Jahr Ende Januar segnet. Danach werden sie bis zu ihrer Übergabe in der so genannten Pallien-Nische direkt am Petrusgrab aufbewahrt.

„Liebe Metropoliten, das Pallium, das ich euch überreicht habe, wird euch immer daran erinnern, dass ihr in der und für die Kirche eingesetzt seid; sie ist das große Geheimnis der Gemeinschaft, das geistliche Bauwerk, das auf Christus, dem Grundstein, und – in seiner irdischen und geschichtlichen Dimension – auf dem Felsen Petrus errichtet ist. Beseelt von dieser Gewissheit, wollen wir uns alle als Mitarbeiter der Wahrheit fühlen, die bekanntlich einzig und “sinfonisch“ ist und von jedem von uns wie auch von unseren Gemeinschaften den ständigen Einsatz der Umkehr zum Herrn in der Gnade des einen Geistes fordert.“

Ökumenische Delegation
An der Messe zum römischen Patronatsfest nahm wie jedes Jahr eine hochrangige Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel teil. Ebenfalls anwesend war – und das als Premiere - der Chor der Westminster Abbey, der gemeinsam mit der Cappella Sistina die musikalische Gestaltung der Liturgie übernahm. In seiner Predigt ging der Papst auf die Apostel Petrus und Paulus ein:

„In Rom hat dann ihre Verbindung als Brüder im Glauben eine besondere Bedeutung erlangt. Die christliche Gemeinde dieser Stadt sah sie nämlich als eine Art Gegenaltar zu den mythischen Gestalten von Romulus und Remus, dem Brüderpaar, auf das man die Gründung Roms zurückführte. Man könnte auch noch an eine andere kontrastierende Parallele denken, ebenfalls zum Thema der Bruderschaft: Das erste Brüderpaar der Bibel zeigt uns nämlich die Wirkung der Sünde, als Kain den Abel tötet. Dagegen haben Petrus und Paulus, obwohl sie menschlich sehr verschieden waren und es in ihrer Beziehung nicht an Konflikten gefehlt hat, eine neue, nach dem Evangelium gelebte Art, Brüder zu sein, verwirklicht – eine authentische Art und Weise, die eben durch die in ihnen wirkende Gnade des Evangeliums Christi möglich wurde.“

Bedeutung der Brüderlichkeit
Nur die Nachfolge Christi führe zur neuen Brüderlichkeit, so der Papst weiter. Das sei die erste grundlegende Botschaft, die das Hochfest an diesem Freitag jedem von uns überbringe und deren Bedeutung sich auch in dem Ringen um jene volle Gemeinschaft widerspiegele, die der ökumenische Patriarch und der Bischof von Rom wie auch alle Christen ersehnen, fügte Benedikt XVI. an.

„Die Erzählung des Evangelisten Matthäus sagt uns zunächst, dass die Erkenntnis der Identität Jesu, die Simon im Namen der Zwölf kundgetan hat, nicht aus „Fleisch und Blut“, das heißt aus seinen menschlichen Fähigkeiten hervorgegangen ist, sondern auf einer besonderen Offenbarung Gott Vaters beruht. Unmittelbar danach jedoch, als Jesus sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung ankündigt, reagiert Simon Petrus genau nach dem Impuls von „Fleisch und Blut“: Er „machte ihm Vorwürfe … Das darf nicht mit dir geschehen!“ (16,22). Und Jesus erwiderte: „Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen“ (V. 23). Der Jünger, der durch die Gabe Gottes ein starker Fels werden kann, zeigt sich auch als das, was er in seiner menschlichen Schwachheit ist: ein Stein auf der Straße, ein Stein, an dem man anstoßen und zu Fall kommen kann – skandalon, auf Griechisch. Hier tritt die Spannung offen zutage, die zwischen der Gabe, die vom Herrn kommt, und den menschlichen Fähigkeiten besteht.“

In dieser Szene zwischen Jesus und Simon Petrus, so der Papst, sei das Drama der Geschichte des Papsttums ersichtlich. Dieses sei zum einem dank göttlicher Kraft „das Fundament der in der Zeit pilgernden Kirche“. Andererseits sei in der Geschichte des Papsttums „auch die Schwäche des Menschen zum Vorschein gekommen“. Dann ging Benedikt auf „die Mächte der Unterwelt“ ein:

„Die Mächte des Bösen werden nicht die Oberhand gewinnen können, „non prevalebunt“. … In Wirklichkeit ist die Verheißung, die Jesus dem Petrus gibt, noch größer als diejenigen, welche den alten Propheten gemacht wurden: Diese waren nämlich nur durch ihre menschlichen Feinde bedroht, während Petrus gegen die „Mächte der Unterwelt“, gegen die zerstörerische Macht des Bösen verteidigt werden muß.“

Zum wohl bekanntesten Petrus-Symbol – dem Schlüssel – sagte der Papst in der Predigt:

„Der Schlüssel stellt die Autorität über das Haus David dar. Und es gibt im Evangelium noch ein anderes Wort Jesu, das an die Schriftgelehrten und an die Pharisäer gerichtet ist, denen der Herr vorwirft, den Menschen das Himmelreich zu verschließen (vgl. Mt 23,13). Auch diese Aussage hilft uns, die Verheißung an Petrus zu verstehen: Ihm als dem treuen Verwalter der Botschaft Christi kommt es zu, die Tür des Himmelreiches zu öffnen und zu beurteilen, wer aufzunehmen und wer zurückzuweisen ist (vgl. Offb 3,7).“

Die Aussagen Jesu über die Autorität Petri und der Apostel ließen erahnen: dass die Macht Gottes die Liebe sei, erläuterte der Papst.

„So können wir auch begreifen, warum in der Erzählung des Evangeliums unmittelbar auf das Glaubensbekenntnis des Petrus die erste Leidensankündigung folgt: Mit seinem Tod hat Jesus tatsächlich die Mächte der Unterwelt besiegt, in seinem Blut hat er einen riesigen Strom der Barmherzigkeit über die Welt ausgegossen, der mit seinen heilbringenden Wassern die gesamte Menschheit tränkt.“

Und zum Paulus-Symbol – dem Schwert – sagte der Papst:

„Wenn wir jedoch die Schriften des Völkerapostels lesen, entdecken wir, dass sich das Bild des Schwertes auf seine ganze missionarische Sendung bezieht. So schreibt er zum Beispiel, als er den Tod herannahen spürt, an Timotheus: „Ich habe den guten Kampf gekämpft“ (2 Tim 4,7). Sicher nicht den Kampf eines Feldherrn, sondern den eines Verkünders des Wortes Gottes, in der Treue zu Christus und seiner Kirche, wofür er sich ganz hingegeben hat. Und genau deshalb hat der Herr ihm den Kranz der Herrlichkeit verliehen und ihn gemeinsam mit Petrus als Säule in das geistliche Haus der Kirche gestellt.“

(rv 29.06.2012 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.