Das Papsttum ist aus
der Kraft Gottes entstanden, doch gleichzeitig kam im Laufe der Jahrhunderte auch
die Schwäche der Menschen zum Vorschein. Das sagte der Papst an diesem Freitag beim
Festgottesdienst zum römischen Patronatsfest Peter und Paul in der Petersbasilika.
Benedikt XVI. verlieh beim Gottesdienst 43 neuen Erzbischöfen, die im vergangenen
Jahr in ihre Ämter berufen wurden, das Pallium, drei weitere erhalten es an ihrem
Metropolitan-Sitz von einem Vertreter des Papstes. Das Pallium ist das Zeichen ihrer
Metropolitan-Würde als Leiter einer Kirchenprovinz.
Verleihung vor Mess-Beginn Erstmals
erfolgte die Verleihung der Pallien vor Beginn der Messe. Unmittelbar nach dem feierlichen
Einzug in den Petersdom präsentierte der Kardinal-Protodiakon, der Franzose Jean-Louis
Tauran, dem Papst die in den vergangenen zwölf Monaten ernannten neuen Metropolitan-Erzbischöfe.
Der neue Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia, sprach im Namen der Empfänger
die Eidesformel, in der er dem heiligen Apostel Petrus, der Kirche sowie dem Papst
und seinen legitimen Nachfolgern Treue und Gehorsam versicherte. Die Pallien werden
aus der Wolle der so genannten Agnes-Lämmer gewebt, die der Papst jedes Jahr Ende
Januar segnet. Danach werden sie bis zu ihrer Übergabe in der so genannten Pallien-Nische
direkt am Petrusgrab aufbewahrt.
„Liebe Metropoliten, das Pallium, das
ich euch überreicht habe, wird euch immer daran erinnern, dass ihr in der und für
die Kirche eingesetzt seid; sie ist das große Geheimnis der Gemeinschaft, das geistliche
Bauwerk, das auf Christus, dem Grundstein, und – in seiner irdischen und geschichtlichen
Dimension – auf dem Felsen Petrus errichtet ist. Beseelt von dieser Gewissheit, wollen
wir uns alle als Mitarbeiter der Wahrheit fühlen, die bekanntlich einzig und “sinfonisch“
ist und von jedem von uns wie auch von unseren Gemeinschaften den ständigen Einsatz
der Umkehr zum Herrn in der Gnade des einen Geistes fordert.“
Ökumenische
Delegation An der Messe zum römischen Patronatsfest nahm wie jedes Jahr
eine hochrangige Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel teil.
Ebenfalls anwesend war – und das als Premiere - der Chor der Westminster Abbey, der
gemeinsam mit der Cappella Sistina die musikalische Gestaltung der Liturgie übernahm.
In seiner Predigt ging der Papst auf die Apostel Petrus und Paulus ein:
„In
Rom hat dann ihre Verbindung als Brüder im Glauben eine besondere Bedeutung erlangt.
Die christliche Gemeinde dieser Stadt sah sie nämlich als eine Art Gegenaltar zu den
mythischen Gestalten von Romulus und Remus, dem Brüderpaar, auf das man die Gründung
Roms zurückführte. Man könnte auch noch an eine andere kontrastierende Parallele denken,
ebenfalls zum Thema der Bruderschaft: Das erste Brüderpaar der Bibel zeigt uns nämlich
die Wirkung der Sünde, als Kain den Abel tötet. Dagegen haben Petrus und Paulus, obwohl
sie menschlich sehr verschieden waren und es in ihrer Beziehung nicht an Konflikten
gefehlt hat, eine neue, nach dem Evangelium gelebte Art, Brüder zu sein, verwirklicht
– eine authentische Art und Weise, die eben durch die in ihnen wirkende Gnade des
Evangeliums Christi möglich wurde.“
Bedeutung der Brüderlichkeit Nur
die Nachfolge Christi führe zur neuen Brüderlichkeit, so der Papst weiter. Das sei
die erste grundlegende Botschaft, die das Hochfest an diesem Freitag jedem von uns
überbringe und deren Bedeutung sich auch in dem Ringen um jene volle Gemeinschaft
widerspiegele, die der ökumenische Patriarch und der Bischof von Rom wie auch alle
Christen ersehnen, fügte Benedikt XVI. an.
„Die Erzählung des Evangelisten
Matthäus sagt uns zunächst, dass die Erkenntnis der Identität Jesu, die Simon im Namen
der Zwölf kundgetan hat, nicht aus „Fleisch und Blut“, das heißt aus seinen menschlichen
Fähigkeiten hervorgegangen ist, sondern auf einer besonderen Offenbarung Gott Vaters
beruht. Unmittelbar danach jedoch, als Jesus sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung
ankündigt, reagiert Simon Petrus genau nach dem Impuls von „Fleisch und Blut“: Er
„machte ihm Vorwürfe … Das darf nicht mit dir geschehen!“ (16,22). Und Jesus erwiderte:
„Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen“ (V. 23).
Der Jünger, der durch die Gabe Gottes ein starker Fels werden kann, zeigt sich auch
als das, was er in seiner menschlichen Schwachheit ist: ein Stein auf der Straße,
ein Stein, an dem man anstoßen und zu Fall kommen kann – skandalon, auf Griechisch.
Hier tritt die Spannung offen zutage, die zwischen der Gabe, die vom Herrn kommt,
und den menschlichen Fähigkeiten besteht.“
In dieser Szene zwischen Jesus
und Simon Petrus, so der Papst, sei das Drama der Geschichte des Papsttums ersichtlich.
Dieses sei zum einem dank göttlicher Kraft „das Fundament der in der Zeit pilgernden
Kirche“. Andererseits sei in der Geschichte des Papsttums „auch die Schwäche des Menschen
zum Vorschein gekommen“. Dann ging Benedikt auf „die Mächte der Unterwelt“ ein:
„Die
Mächte des Bösen werden nicht die Oberhand gewinnen können, „non prevalebunt“. … In
Wirklichkeit ist die Verheißung, die Jesus dem Petrus gibt, noch größer als diejenigen,
welche den alten Propheten gemacht wurden: Diese waren nämlich nur durch ihre menschlichen
Feinde bedroht, während Petrus gegen die „Mächte der Unterwelt“, gegen die zerstörerische
Macht des Bösen verteidigt werden muß.“
Zum wohl bekanntesten Petrus-Symbol
– dem Schlüssel – sagte der Papst in der Predigt:
„Der Schlüssel stellt
die Autorität über das Haus David dar. Und es gibt im Evangelium noch ein anderes
Wort Jesu, das an die Schriftgelehrten und an die Pharisäer gerichtet ist, denen der
Herr vorwirft, den Menschen das Himmelreich zu verschließen (vgl. Mt 23,13). Auch
diese Aussage hilft uns, die Verheißung an Petrus zu verstehen: Ihm als dem treuen
Verwalter der Botschaft Christi kommt es zu, die Tür des Himmelreiches zu öffnen und
zu beurteilen, wer aufzunehmen und wer zurückzuweisen ist (vgl. Offb 3,7).“
Die
Aussagen Jesu über die Autorität Petri und der Apostel ließen erahnen: dass die Macht
Gottes die Liebe sei, erläuterte der Papst.
„So können wir auch begreifen,
warum in der Erzählung des Evangeliums unmittelbar auf das Glaubensbekenntnis des
Petrus die erste Leidensankündigung folgt: Mit seinem Tod hat Jesus tatsächlich die
Mächte der Unterwelt besiegt, in seinem Blut hat er einen riesigen Strom der Barmherzigkeit
über die Welt ausgegossen, der mit seinen heilbringenden Wassern die gesamte Menschheit
tränkt.“
Und zum Paulus-Symbol – dem Schwert – sagte der Papst:
„Wenn
wir jedoch die Schriften des Völkerapostels lesen, entdecken wir, dass sich das Bild
des Schwertes auf seine ganze missionarische Sendung bezieht. So schreibt er zum Beispiel,
als er den Tod herannahen spürt, an Timotheus: „Ich habe den guten Kampf gekämpft“
(2 Tim 4,7). Sicher nicht den Kampf eines Feldherrn, sondern den eines Verkünders
des Wortes Gottes, in der Treue zu Christus und seiner Kirche, wofür er sich ganz
hingegeben hat. Und genau deshalb hat der Herr ihm den Kranz der Herrlichkeit verliehen
und ihn gemeinsam mit Petrus als Säule in das geistliche Haus der Kirche gestellt.“