Ägypten: Kirchenvertreter erinnern Mursi an seine Versprechen
Nach der Wahl eines
Muslimbruders zum neuen ägyptischen Präsidenten fürchten die Christen in dem Land
nun, dass islamistische Strömungen Aufwind erhalten könnten. Das hält sie aber offenbar
nicht davon ab, sich gerade jetzt für die Prinzipien einzusetzen, die ihnen gesellschaftlich
am Herzen liegen. Das zeigt das Treffen katholischer Vertreter mit dem neuen Präsidenten
Mohammed Mursi an diesem Mittwoch.
Gerechtigkeit für alle, Hilfe für die Armen
und die nationale Einheit stehen im Mittelpunkt des ersten Treffens katholischer Vertreter
mit dem neuen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi an diesem Mittwoch. Das hat der
offizielle Sprecher der katholischen Bischöfe des Landes, Pater Antoine Rafic Greiche,
im Interview mit Radio Vatikan angegeben. Neben der Gratulation zum Wahlsieg dürften
die Kirchenvertreter den neuen Präsidenten wohl auch an seine Versprechen erinnern.
Dazu Greiche:
„Der neue Präsident muss den Armen, Obdachlosen und Analphabeten
helfen, wie er es versprochen hat. 40 Prozent der ägyptischen Bevölkerung lebt unterhalb
der Armutsgrenze! Wir als Christen möchten, dass es allen Ägyptern besser geht, seien
sie nun Christen oder Moslems, und dass sie nicht so arm bleiben, wie sie heute sind.
Das ist eines der Hauptthemen des Treffens heute.“
Zweite wichtige Forderung
der Christen: nationale Einheit. Seit Mubaraks Fall sei das politische Leben in Ägypten
allzu sehr zersplittert, so der griechisch-katholische Priester:
„Jeder
hat seine eigenen politischen Ansichten, was das ägyptische Volk auseinanderfallen
lässt. Es gibt Liberale, Sozialisten, Islamisten mit allen Abstufungen des Islamismus,
es gibt viele Parteien. Wir wollen jetzt den Geist der Versöhnung und eine Regierung
der nationalen Einheit, die uns helfen kann, so eins zu werden wie es sein sollte.“