2012-06-25 14:56:26

Weißrussland: Glaubensleben im Aufschwung


RealAudioMP3 Das Glaubensleben in Weißrussland ist im Aufschwung: Es gibt mehr Gläubige und Priesterberufungen sowie einen regen interkonfessionellen Austausch in der ehemaligen Sowjetrepublik. Nach der kommunistischen Vergangenheit des Landes setzt die Kirche heute viel daran, dem spirituellen Hunger vor allem der jungen Menschen zu begegnen, berichtet der römisch-katholische Erzbischof von Minsk und Mogilev, Tadeusz Kondrusiewicz, im Gespräch mit Radio Vatikan. 15 Prozent der 10 Millionen Einwohner des Landes sind katholisch, die Mehrheit der Weißrussen gehört der orthodoxen Kirche an.

„Auf dieser Erde, die nicht nur durch das physische, sondern auch durch ein ,spirituelles Tschernobyl‘ infiziert wurde, ändert sich heute alles. Vor allem die jungen Menschen haben sich Gott und der Kirche gegenüber geöffnet. Vor 20 Jahren gab es nur 60 weißrussische Priester, heute sind es etwa 300. Letzten Samstag habe ich noch vier neue Priester und zwei Diakone für meine Diözesen geweiht. Auch das ist ein Zeichen des Wachstums der Kirche und des Anstiegs der Berufungen. In kurzer Zeit feiern wir das große Fest der Jungfrau von Budslau, zu dem um die 30.000 Pilger kommen wollen, und im nächsten Jahr die 400-Jahrfeier dieses Heiligtums.“

Die Kirche in Weißrussland könne heute „durchatmen“, so der Erzbischof. Wenn auch das Wirken der Religionsgemeinschaften in Weißrussland durch strenge staatliche Auflagen geregelt ist: So wird der Einfluss der Kirchen auf die „Bildung geistiger, kultureller und staatlicher Traditionen des weißrussischen Volkes“ vom Staat genau beobachtet. Auch Import und Verbreitung von Literatur durch die Religionsgemeinschaften muss durch die Regierung abgesegnet werden. Mit liturgischen Büchern gibt es aber wohl keine Probleme. Kondrusiewicz freut das vor allem mit Blick auf die dringend notwendige Ausbildung der Laien:

„Die liturgischen Bücher sind übersetzt worden und auf Weißrussisch gedruckt worden, das ist schon eine große Hilfe, wenn auch noch nicht alle Dokumente übersetzt wurden. Ein Problem bei der Ausbildung der Laien ist, dass sich die Mentalität aus Sowjetzeiten erhalten hat. Man muss dagegen verstehen, dass nicht nur der Priester für die Gemeinde und Kirche verantwortlich ist, sondern die Leute selbst. Ein anderes Problem: Uns fehlen gut ausgebildete Katecheten – wir haben drei Ausbildungszentren für Katecheten – und fehlende Kirchen.“

Immerhin würden in Minsk heute drei neue Kirchen gebaut, zusätzlich zu den vier alten Kirchen im Zentrum, 20 Kirchengemeinden und fünf Kapellen. Sehr positiv äußert sich der katholische Erzbischof über die Beziehungen zu anderen Glaubensgemeinschaften wie etwa der orthodoxen Kirche:

„Die sind wirklich sehr gut. Wir haben gemeinsame pastorale Programme im Bereich der Caritas und organisieren gemeinsam verschiedene Feiern und Konferenzen. Das gefällt den Leuten sehr, denn sie wollen unsere Kirchen zusammen sehen. Unsere Kirchen sind verschwistert; wie schon Johannes Paul II. sagte: ,Europa muss mit beiden Lungen atmen‘. Die ökumenische und interreligiöse Atmosphäre ist wirklich sehr, sehr gut.“

(rv 25.06.2012 pr)








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