2012-06-25 12:53:06

Israel/Eritrea: Die schwierige Situation der Flüchtlinge


RealAudioMP3 Afrikanische Flüchtlinge haben es derzeit besonders in Israel schwer, insbesondere wenn sie aus Ländern des Horns von Afrika kommen. So wurden zuletzt etliche Flüchtlinge aus Eritrea abgewiesen, die nach unbeschreiblichen Mühen und Torturen endlich in Israel ankamen. Im Interview mit Radio Vatikan erklärt Khataza Gondwe, Teamleiterin für Afrika und den Nahen Osten bei der Hilfsorganisation „Christian Solidarity Worldwide“, was diese Schwierigkeiten speziell bedingt.

„Man nimmt eine stärkere Irritation über die steigende Anzahl von Flüchtlingen aus Sudan und Eritrea in Israel wahr. Das kommt wohl von der Angst, dass die große Anzahl die Kultur und Traditionen der Gesellschaft unterminieren würde, da sie sehr religiös geprägt ist. Die meisten Leute, die kommen, sind keine Juden. So gibt es diese Angst und es herrscht mangelnde Bereitschaft, diese Menschen als Flüchtlinge anzuerkennen.“

Vor allem gebe es keine richtigen Prozedur, den Flüchtlingsstatus zu bestimmen, so Gondwe weiter.

„Wenn es ihn gäbe, wären viele von diesen Flüchtlingen über die vereinten Nationen weiter verteilt worden, insbesondere im Rahmen der Familienzusammenführung. Aber es gibt keine wirkliche Hilfe für Flüchtlinge, von Nichtregierungsorganisationen (NGO) abgesehen. Der Ärger wird immer größer, aufgebauscht durch Anschuldigungen, Flüchtlinge hätten Israelis angegriffen oder sogar vergewaltigt. Das ist alles Teil einer Stimmungsmache gegen Flüchtlinge. Erst kürzlich sind Flüchtlingshäuser in Brand gesetzt worden, auch israelische Bürger sind angegriffen worden, als sie irrtümlich für Flüchtlinge gehalten wurden. Es gibt Pläne, die Flüchtlinge wieder in ihre Heimatländer zurückzuschicken, was gerade angesichts der Menschenrechtsverletzungen in Eritrea katastrophal wäre.“

Israel habe sich zwar der UN-Flüchtlingskonvention angeschlossen, aber die Prozedur für eine Statusbestimmung der Flüchtling sei immer noch nicht geschaffen. Diese Statusbestimmung ist die Voraussetzung dafür, dass die Flüchtlinge auf internationaler Ebene als solche anerkannt sind und damit auch weiter reisen können. In Israel reagiere das Gesetz hingegen mit aller Härte gegen sogenannte „illegale Eindringlinge“:

„Das Gesetz besagt, dass alle Flüchtlinge „Eindringlinge“ sind. Im Grunde werden Flüchtlinge kriminalisiert, denn sie werden als illegale Immigranten behandelt, die bis zu drei Jahren ins Gefängnis kommen können. Außerdem sieht das Gesetz vor, dass israelische Bürger, die illegalen Einwanderern helfen, für fünf bis 15 Jahre ins Gefängnis kommen können, auch wenn sie für NGOs arbeiten. Gleichzeitig werden Camps gebaut, um die Flüchtlinge fern von der Bevölkerung unterzubringen. Es sind Gespräche zwischen Eritrea und Israel im Gang, um zu einer Übereinkunft zu kommen, diese Menschen zurückzuschicken. Die Israelis sind davon überzeugt, dass den Menschen in Eritrea nichts Schlimmes passieren würde, sondern dass sie nur Wirtschaftsflüchtlinge seien.“

Viele eritreische Flüchtlinge kämen aber direkt aus Foltercamps im Sinai, wo sie als Geiseln gehalten wurden, bis jemand für ihre Freilassung bezahlt hat. Sie seien während ihrer Reise Opfer aller Arten von Gewalt geworden, was Massenvergewaltigungen von Frauen einschließe. Es sei ein schlimmer Gedanke, dass Menschen, die vor einem Unterdrücker-Regime geflohen seien, das alles durchmachen müssten, um dann von Israel aus direkt in ihr Regime zurückgeschickt zu werden:

„Die High Commission of Human Rights hat erst kürzlich von Eritrea als Land gesprochen, in dem weitgehende Verletzungen von Menschenrechten vorkommen, was Zwangsarbeit, willkürliche Gefangennahme, Folter und sogar formale Exekutionen einschließt. Es handelt sich um einen der schlimmsten Fälle auf dem afrikanischen Kontinent, wenn nicht sogar auf der Welt. Es ist unmöglich, dass diese Menschen in ihr grausames Regime zurückgeschickt werden. Es ist umso schlimmer, wenn das in einer Nation passiert, die gebildet wurde, um Menschen eine Heimat zu geben, die selbst die schlimmsten Misshandlungen erlebt haben und die außerdem die Flüchtlingskonvention unterschrieben haben.“

Die Nichtregierungsorganisationen versuchten unermüdlich, den Menschen zu helfen. Einige unterstützen insbesondere die eritreischen Flüchtlinge, die durch die Hölle von Sinai gegangen sind. Deren Leiden seien dokumentiert worden und es werde versucht, psychologische Hilfe anzubieten. Andere versuchten einfach nur, das Leben für sie erträglicher zu machen. Selbst wenn sie in Israel bleiben könnten, sei das Leben hart für sie, da nur einem Bruchteil erlaubt worden sei, eine Arbeit aufzunehmen. Die Woche für den Flüchtling könne aber helfen, auf deren Situation aufmerksam zu machen, so Gondwe.

„Die Woche für den Flüchtling hilft dabei, den Fokus auf Flüchtlinge zu legen, und zwar in einer positiven Art und Weise. Leider, wenn die Menschen heutzutage von Flüchtlingen sprechen, geschieht das in der Regel auf negative Weise, vielleicht weil wir alle in einer Rezession und schwierigen wirtschaftlichen Lage leben. Dennoch, Flüchtlinge haben positive Beiträge zu vielen Staaten geleistet. Das sind Menschen, die durch die Hölle gegangen sind. Sie sind dankbar für jede Unterstützung, die ihnen gegeben wird, und sind gerne bereit, diese zurückzugeben.“

(rv 25.06.2012 cs)







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