Wolfgang Hasberg
und Hermann-Josef Scheidgen: Canossa: Aspekte einer Wende. Eine Besprechung von
Mario Galgano
Im Laufe der Geschichte kam es immer wieder zu Augenblicken,
die eine ganze Gesellschaft tief prägten. Für uns heute ist das wohl der 11. September
2001 mit den schrecklichen Anschlägen in den USA. Vor 900 Jahren war es wohl der Gang
nach Canossa. Das war damals eine Wende, und das Ereignis gilt immer noch als tiefer
Einschnitt in der Geschichte des Christentums und der europäischen Politik. Namhafte
Historiker haben nun neue Aspekte der heutigen Forschung in dem Buch „Canossa – Aspekte
einer Wende“ zusammengetragen. Das Werk ist im Pustet-Verlag erschienen und ist von
Wolfgang Hasberg und Hermann-Josef Scheidgen herausgegeben worden. Zur Erinnerung:
Ende Januar 1077 erfolgte nach einer jahrelangen Auseinandersetzung der öffentliche
Bußgang König Heinrichs IV. in der norditalienischen Ortschaft Canossa. Es war ein
Kniefall der weltlichen Macht gegenüber dem Papst. Heinrich bat um Gnade und Vergebung
des Papstes Gregor VII. Es ging um einen Konflikt, der schon die Zeitgenossen bewegte.
Das Kräftemessen beider Institutionen – also weltlicher und kirchlicher Macht – hielt
das ganze Mittelalter hindurch an, am Ende hatten sich Kirche und Herrschaft aber
auseinander bewegt. Canossa steht deshalb für eine Erschütterung der damaligen Welt,
so das Fazit des Buches. Das Gefüge von Kirche und Welt, Papst und Herrscher, Geistlichkeit
und Laien wird in Frage gestellt. Der Gang nach Canossa hat nicht zuletzt durch das
berühmte Bismarck-Zitat ein vielstimmiges Echo gefunden, er ist auch nach mehr als
900 Jahren noch präsent und entfacht immer wieder Diskussionen. Wer mehr wissen will,
soll unbedingt „Canossa – Aspekte einer Wende“ lesen.