„Wir befinden uns in einer mühsamen Zeit.“ So kommentiert Kardinalstaatssekretär Tarcisio
Bertone die Debatte um Vatileaks und die Entlassung des Vatikanbank-Chefs in einem
Interview für die katholische Zeitung „Famiglia Cristiana“. Niemand im Vatikan wolle
die Schatten und die Defekte der Kirche verstecken, versicherte Bertone. Er erinnerte
an den Kreuzweg aus dem Jahr 2005, den der damalige Kardinal Ratzinger geschrieben
habe. Darin habe er bereits darauf hingewiesen, dass der Schmutz in der Kirche selbst
zu finden sei.
Gleichzeitig müsse man aber auch beachten, dass diese Angelegenheit
in einem italienischen Kontext stattfinde. Es sei schwierig, vom Ausland her die Heftigkeit
zu verstehen, mit der gerade italienische Zeitungen der Sache nachgingen. Der Abstand
ermögliche oft eine bessere Perspektive auf die Dinge.
Er persönlich sehe keinerlei
Anzeichen dafür, dass in die Angelegenheit Kardinäle verwickelt seien, so Bertone.
Ebenso wenig sehe er einen Machkampf im Vatikan. Selbstverständlich gebe es verschiedene
Meinungen, das sei seit der Zeit der ersten Apostel so gewesen.
Zur Entlassung
des Vatikanbankchefs Ettore Gotti Tedeschi führte Bertone aus, dass es nicht um die
Frage der Transparenz der IOR gegangen sei, sondern um die mangelhafte Zusammenarbeit
innerhalb der Führung der Bank. Das habe zu einem Wechsel geführt.