Vatikan verurteilt Bombenanschläge in Nigeria: „Grauenvolle Systematik“
„Die Systematik der
Attentate gegen die christlichen Kirchen am Sonntag ist grauenvoll und inakzeptabel“
und zeugt von einem „absurden Modell des Hasses“. Mit klaren Worten hat Vatikansprecher
Pater Federico Lombardi die Bombenanschläge auf Kirchen in Nigeria verurteilt. Er
äußerte sich in der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“ vom Montag. Im Norden des
Landes waren am Sonntagmorgen erneut Angriffe auf drei christliche Gotteshäuser verübt
worden. Zwei der Attentate richteten sich gegen Kirchen in der Stadt Zaria, berichtet
die nigerianische Zeitung „This Day“ auf ihrer Homepage. In einer weiteren Kirche
in einem Vorort der Stadt Kaduna hätten zwei Selbstmordattentäter am Sonntagmorgen
eine Bombe gezündet. Nach unterschiedlichen Medienberichten sind zwischen 36 und 72
Menschen getötet worden. Nach den Explosionen kam es laut der Zeitung in Kaduna zu
Protesten.
Pater Patrick Alumuku ist für die Medienarbeit des Erzbistums
Abuja verantwortlich. Er habe wie die meisten Christen Zweifel daran, dass der Staat
noch für die Sicherheit der Gemeinden sorgen könne, berichtet er im Interview mit
Radio Vatikan.
„Deswegen haben sich die Bischöfe auch mit einem Appell
zu Wort gemeldet. Die Menschen sind durch die nicht abreißen wollende Anschlagsserie
zermürbt. Sie können das einfach nicht mehr ertragen. Auch wenn die Kirche zur Ruhe
aufruft, glauben immer mehr Menschen, dass wenn die Regierung sie nicht mehr schützen
kann, sie das selber machen müssen.“
Junge Christen hatten sich nach
dem Anschlag in Kaduna nahe der Kirche versammelt und Straßen blockiert. In anderen
Kirchen der Stadt seien nach den Explosionen die morgendlichen Gottesdienste zügig
beendet worden.
„In den meisten Kirchen gibt es mittlerweile selbstorganisierte
Sicherheitsdienste, die die Gemeinde vor allem während der Gottesdienste schützen.
Diese gibt es mittlerweile in vielen Kirchen in Nordnigeria. Die sind dann relativ
sicher. Die Kirchen, die das nicht haben oder haben können, blockieren einfach die
ganze Straße, so dass die Selbstmordattentäter nicht mehr bis zu den Kirchengrundstücken
vordringen können. Also werden jetzt die Bomben genau dort gezündet, an den Barrikaden,
und genau das ist am vergangenen Sonntag passiert. Die Autos mit den Bomben explodieren
auf der Straße, nicht auf dem Kirchengelände.“
In Nigeria sind Christen
in der Vergangenheit immer wieder Opfer von Angriffen geworden. Zu einer Mehrzahl
der Anschläge bekannte sich die Gruppe Boko Haram – übersetzt heißt das so viel wie
„westliche Bildung ist Sünde“. Die Terrorsekte will in dem Land einen islamischen
Gottesstaat errichten.