2012-06-18 08:31:48

Papst: „Es gab zu viele Liturgie-Missbräuche“


RealAudioMP3 Das Zweite Vatikanische Konzil war ein „Ereignis, das die umfassendste Erneuerung des Römischen Ritus eingeleitet hat, die es je gegeben hat“. Daran erinnerte der Papst die Teilnehmer des 50. Eucharistischen Weltkongresses in Dublin in einer Videobotschaft. Die Papst-Rede wurde beim Abschlussgottesdienst an diesem Sonntag auf einer Leinwand gezeigt.

„Auf der Basis eines vertieften Verständnisses der liturgischen Quellen förderte das Konzil eine volle und aktive Teilnahme der Gläubigen am eucharistischen Opfer. Aus dem Abstand unserer heutigen Zeit gegenüber den besonderen Wünschen der Konzilsväter bezüglich der liturgischen Erneuerung und im Licht der weltweiten Erfahrung der Kirche in der Zwischenzeit ist es klar, dass vieles erreicht worden ist. Ebenso offenkundig ist, dass es viele Missverständnisse und Missbräuche im liturgischen Bereich gegeben hat. Die Erneuerung der äußeren Formen, die die Konzilsväter gewünscht haben, sollte dem Ziel dienen, leichter den Weg in die innere Tiefe des Geheimnisses zu finden. Ihre Absicht war es, Menschen zu einer persönlichen Begegnung mit dem Herrn zu führen, der in der Eucharistie anwesend ist, und so zu einer Begegnung mit dem lebendigen Gott. So soll im Kontakt mit der Liebe Christus die Liebe unter seinen Brüdern und Schwestern ebenfalls wachsen."

Nicht selten sei man bei der Änderung der Formen im Äußeren geblieben und habe „aktive Beteiligung“ mit äußerer Aktivität verwechselt, so der Papst weiter.

„So bleibt auf dem Weg wirklicher liturgischer Erneuerung noch viel zu tun. In einer veränderten Welt, die immer mehr auf das Materielle fixiert ist, müssen wir die geheimnisvolle Gegenwart des Auferstandenen neu wahrzunehmen lernen, die unser Leben erst weit und groß machen kann.“

Freude und Einfachheit
Die Eucharistie sei mit großer Freude und Einfachheit zu feiern, fügte der Papst an. Dazu gehöre aber auch, dass die Feier so würdig und ehrfürchtig wie möglich zu begehen ist. Einen besonderen Aufruf richtete der Papst an die Katholiken Irlands:

„Ihr seid die Erben einer Kirche, die eine mächtige Kraft für das Gute in der Welt gewesen ist und vielen, vielen anderen eine tiefe und anhaltende Liebe zu Christus und seiner heiligen Mutter vermittelt hat. Eure Vorfahren in der Kirche in Irland verstanden es, in ihrem persönlichen Leben nach Heiligkeit und Treue zu streben, die Freude zu verkünden, die aus dem Evangelium kommt, die Wichtigkeit hervorzuheben, in Gemeinschaft mit dem Stuhl Petri zur universalen Kirche zu gehören, und eine Liebe zum Glauben und zur christlichen Tugend an andere Generationen weiterzugeben.“

Missbrauchsskandal
Benedikt XVI. erinnerte aber auch daran, dass die „große Geschichte des Glaubens“ in jüngster Zeit auf eine erschreckende Weise durch die Missbrauchskandale getrübt worden sei. Es handle sich um Sünden, „die Priester und gottgeweihte Personen Menschen gegenüber begangen haben, die ihnen anvertraut waren“.

„Anstatt ihnen Wegweiser zu Christus, zu Gott zu sein und Zeugen seiner Güte, haben sie Menschen missbraucht und die Botschaft der Kirche unglaubwürdig gemacht. Wie sollen wir es uns erklären, dass Personen, die regelmäßig den Leib des Herrn empfingen und im Bußsakrament ihre Sünden anklagten, auf solche Weise gefehlt haben? Es bleibt ein Geheimnis. Aber offensichtlich war ihr Christsein nicht mehr erfüllt von der freudigen Berührung mit Jesus Christus, sondern nur ein System von Gewohnheiten. Diese Art von Christentum zu überwinden und den Glauben wieder als tiefe persönliche Freundschaft mit der Güte Jesu Christi zu leben, ist der eigentliche Auftrag des Konzils.“

Nächster Kongress auf den Philippinen
Der Eucharistische Kongress diene diesem Auftrag, sagte der Papst. Er bete, dass der Kongress für jeden Teilnehmer „eine geistlich fruchtbare Erfahrung der Gemeinschaft mit Christus und seiner Kirche“ werde. Zugleich lud der Papst alle ein, für den nächsten Internationalen Eucharistischen Kongress zu beten, der 2016 in Cebu stattfinden wird.

„Dem Volk der Philippinen sende ich herzliche Grüße und versichere sie meiner Nähe im Gebet während der Vorbereitungszeit für diese große kirchliche Versammlung. Ich bin zuversichtlich, dass der Kongress eine nachhaltige geistliche Erneuerung nicht nur für sie, sondern für alle Teilnehmer aus der ganzen Welt bringen wird. Inzwischen empfehle ich alle Besucher des gegenwärtigen Kongresses dem liebevollen Schutz Marias, der Mutter Gottes, und der Fürsprache des heiligen Patrick, des großen Patrons Irlands, und erteile als Unterpfand der Freude und des Friedens im Herrn gerne den Apostolischen Segen.“

(rv 17.06.2012 mg)







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