Der Konflikt in Syrien ist nicht ideologisch oder religiös motiviert, sondern „es
geht schlicht um die politische Vorherrschaft“. Das hat der Leiter des Internationalen
Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS), Pater Peter Balleis, am Donnerstag im Gespräch
mit kathpress betont. Entscheidend für die weitere Entwicklung werden die Maßnahmen
der benachbarten Staaten sein, die „alle ihre eigenen Interessen verfolgen“, meinte
Balleis: „Werden Saudi-Arabien und Katar die Rebellen militärisch unterstützen? Wird
der Iran als Verbündeter Syriens Truppen in das Land senden? Viel hängt auch vom weiteren
Verhalten der türkischen Regierung ab.“ Balleis kehrte in diesen Tagen aus Syrien
zurück.
Jesuiten helfen Flüchtlingen
Wer Syrien besuche,
habe das Gefühl, als würde er „sich in zwei völlig verschiedenen Welten bewegen“.
In den meisten Städten scheine das Leben seinen gewöhnlichen Weg zu gehen: „Leute
fahren zur Arbeit, spazieren im Park, besuchen Restaurants“. In Orten wie Homs, Idlib
und anderen Städten sei allerdings die eskalierende Gewalt der letzten Monate offensichtlich.
Balleis: „Hier liegen ganze Stadtteile in Schutt und Asche. Weniger sichtbar ist die
zunehmende Angst aller Menschen in Syrien, ihre Sorge, wie es mit dem Land weitergeht,
und wachsende Rachegelüste derer, die Todesopfer in der Familie zu beklagen haben.“
Ein
Schwerpunkt der Helfer sind die Flüchtlingsströme von Zehntausenden Menschen in die
Nachbarländer Jordanien, Libanon und die Türkei. „Die eigentliche Katastrophe ereignet
sich aber innerhalb des Landes“, so der Ordensmann. „Wir gehen von mehreren hunderttausend
Binnenflüchtlingen aus, die bei Verwandten oder Freunden in anderen Städten untergekommen
sind. Das kann man sich kaum vorstellen.“