2012-06-16 10:01:49

Pater Lombardi: Wie lange dauert die Nacht in Syrien noch?


RealAudioMP3 Wie sehr wird die Spirale der Gewalt in Syrien noch anwachsen, wie lange noch werden Unschuldige sterben oder aus ihren Häusern vertrieben? Das fragt sich Vatikansprecher Pater Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan. Dabei beklagt er, dass ein Land, das traditionell gute interreligiöse, aber auch interkonfessionelle Beziehungen der christlichen Glaubensgemeinschaften untereinander vorweisen konnte, nun in Gewalt und Chaos gestürzt wird:

„Von verschiedenen Ortschaften in Syrien kommen nach wie vor jeden Tag Nachrichten über Massaker an unschuldigen Menschen jeden Alters und jeden Glaubens. Mittlerweile sind es immer mehr Stimmen, die von einer wahrhaftigen Bürgerkriegssituation in sprechen. Eine ,langsame Höllenfahrt‘ hat der apostolische Nuntius, Erzbischof Mario Zenari, diese genannt.“


Diese Gegenwart stehe in krassem Gegensatz zur Vergangenheit: der Besuch Johannes Pauls II. in Syrien im Jahr 2001 habe in noch ungetrübter und freundschaftlicher Atmosphäre stattfinden können. Die Erwartungen gerade der jungen Generation an den „Arabischen Frühling“ seien vielerorts enttäuscht worden, fährt Lombardi fort:


„Die Erwartung von Freiheit und Demokratie, die in so vielen jungen Syrern lebt, aber auch in anderen Ländern, die vom Wind der Erneuerung ergriffen worden sind, sind von Seiten der Machthaber ungehört geblieben, während sich im Lager der Oppositionellen gewalttätige Verhaltensweisen eingenistet und etabliert haben.“


Die Appelle des Papstes und der internationalen Gemeinschaft konnten an der Situation bislang nichts ändern, die Position Syriens an der Schnittstelle zwischen dem russischen und dem westlichen Einflussbereich sei dabei wohl mit ausschlaggebend. Einem möglichen militärischen Eingreifen nach Scheitern des Friedensplans von Kofi Annan sieht Pater Lombardi mit großer Sorge entgegen. Und er ruft die Gläubigen zur Solidarität mit der leidenden syrischen Bevölkerung:


„Für die Gläubigen ist es an der Zeit, Mitleid zu zeigen, zu beten, den Leidenden so gut es geht beizustehen. Sie müssen zu Initiativen des Dialogs auf allen Ebenen einladen und diese unterstützen, das sind kleine Hoffnungsstreifen. Weder werden wir Syrien vergessen, noch lassen wir es auf sich allein gestellt.“

(rv 16.06.2012 cs)









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